Die Grundversicherten können seit 2012 frei wählen, in welchem Spital sie behandelt werden wollen – sofern es auf einer Spitalliste steht. Doch wichtige Qualitätskriterien, die ihnen die richtige Wahl erleichtern würden, bleiben unter Verschluss.

Die einzige Möglichkeit, sich über die Behandlungsqualität der Spitäler zu informieren, sind heute die risikobereinigten Sterberaten des Bundesamts für Gesundheit (BAG). Es hat die Qualität von 158 Akutspitälern bei 40 Eingriffen gemessen. Dabei werden die tatsächlichen Sterberaten mit den statistisch erwarteten Sterberaten verglichen.

In den Tabellen rechts zeigt saldo die Daten für drei Behandlungen in den 25 Allgemeinspitälern mit einer Zentrumsversorgung. Dank ähnlicher Grösse und Funktion sind diese vergleichbar. Aufgeführt sind nur Spitäler mit überdurchschnittlichen Sterberaten.

Liegt die Sterberate in ­einem Spital zwei Jahre in Folge massiv über der Erwartung, sollte das Spital Verbesserungen der Qualität prüfen. Christoph Kilchenmann vom BAG: «Es kann sein, dass tatsächlich ein Qualitätsproblem vorliegt.»


Spitäler sagen, ihre höheren Sterberaten seien erklärbar

saldo hat Spitäler auf die Werte angesprochen:

  • Das Luzerner Kantonsspital wies bei Blutvergiftungen zwei Jahre in Folge eine Sterberate auf, die den Erwartungswert um 30 Prozent überstieg. Das Spital erklärt die Abweichung damit, dass die Risikobereinigung des BAG nach Alter und Geschlecht ungenügend sei. Würde man weitere Faktoren wie zusätzliche Begleiterkrankungen berücksichtigen, sähen die Sterbe­raten anders aus.
  • Das Spitalzentrum Biel wies bei Herzinfarkten eine Sterberate aus, die 2009 30 Prozent über dem Erwartungswert lag und 2010 auf 50 Prozent anstieg. In Biel argumentiert man ähnlich wie in Luzern. Die Abweichungen seien  erklärbar.
  • Das Zürcher Stadtspital Waid begründet die hohen Werte bei Schlaganfällen zum einen damit, dass viele Patienten bereits beim Eintritt erklärt hätten, dass sie nur eine palliative Therapie wollten, also keine Heilung. Zudem würden  todkranke Menschen mit einem Schlaganfall aus ethischen Gründen nicht mehr zum Sterben in ein städtisches Pflegezentrum verlegt.


Trotz der Kritik der Spitäler an den Sterberaten: International sind öffentlich zugängliche Spital-Qualitätsvergleiche, wie sie das BAG erstellt, klar im Kommen. Deutschlands Gesundheitsminister sprach sich jüngst für bessere Qualitätsmessungen im Gesundheitswesen aus. Der Arzt Clemens Guth und der Ökonom ­Michael Porter kommen in ihrem neuen Buch dazu zum Schluss, dass sich die Behandlungsergebnisse überall verbesserten, wo die Qualität gemessen werde. «Wir haben bisher noch kein Gesundheitssystem gefunden, das den maximalen Nutzen für seine Patienten voll ausschöpft.»   

Die Datenbank ist auf der BAG-Homepage unter dem Stichwort «Qualitäts­indikatoren» abgelegt: www.bag.admin.ch/hospital