Fragwürdige Renditeversprechen der Lebensversicherer
Lebensversicherer locken mit Steuererleichterungen zum Abschluss von langfristigen Vorsorgepolicen im Rahmen der dritten Säule. Doch wer vorzeitig aussteigen möchte, verliert viel Geld.
Inhalt
saldo 12/2013
22.06.2013
Letzte Aktualisierung:
23.06.2013
Max Fischer
Bei einer üblichen Lebensversicherung geht der grösste Teil der Prämie in den Spartopf, ein kleinerer wird für den Versicherungsschutz bei Tod und Erwerbsunfähigkeit verwendet. In erster Linie ist die Versicherung also ein Sparvehikel. Wer eine Police im Rahmen der dritten Säule abschliesst, verpflichtet sich in der Regel dazu, während Jahrzehnten jedes Jahr eine bestimmte Summe einzuzahlen. Für Angestellte liegt das Maximum aktuell bei 6739 F...
Bei einer üblichen Lebensversicherung geht der grösste Teil der Prämie in den Spartopf, ein kleinerer wird für den Versicherungsschutz bei Tod und Erwerbsunfähigkeit verwendet. In erster Linie ist die Versicherung also ein Sparvehikel. Wer eine Police im Rahmen der dritten Säule abschliesst, verpflichtet sich in der Regel dazu, während Jahrzehnten jedes Jahr eine bestimmte Summe einzuzahlen. Für Angestellte liegt das Maximum aktuell bei 6739 Franken.
Verkäufer von Lebensversicherungen locken junge Kunden damit, dass sie diese Summe bei den Steuern abziehen können. Doch ein langfristiger Vertrag ist nicht sinnvoll: Denn wer weiss als junger Mensch schon, was er in 20 oder 30 Jahren macht. Statt für eine hohe jährliche Prämie wird das Einkommen zum Beispiel plötzlich für die Familie gebraucht.
Der Rückkauf ist für Versicherte fast immer ein Verlustgeschäft
Die Möglichkeit, vor Ablauf aus dem Vertrag auszusteigen, ist gesetzlich zwar vorgeschrieben. Doch ein sogenannter Rückkauf ist ein Verlustgeschäft. Das zeigt ein saldo-Vergleich der garantierten Rückkaufssummen (siehe Tabelle). Die Versicherungen unterscheiden garantierte Rückkaufswerte und solche mit Überschussbeteiligungen. Doch Letztere sind freiwillig. Die Versicherungen können die Höhe nach Belieben festsetzen. Deshalb verglich saldo nur die garantierten Rückkaufssummen. Resultat: Bei der Axa Winterthur erhält der Versicherte nach 21 Jahren erstmals mehr Geld (127 092 Franken), als er eingezahlt hat (126 861 Franken). Bei der Bâloise ist das nach 22 Jahren der Fall: Für die bis dahin eingezahlten 132 000 Franken erhält er 132 935 Franken. Bei den andern Versicherungen ist der garantierte Rückkaufswert während der ganzen Dauer der Versicherung (25 Jahre) immer kleiner als der eingezahlte Betrag.
Kein Wunder, werben die Versicherungen lieber mit traumhaften, aber ungewissen Überschussbeteiligungen. Generali rechnet vor, dass bei einer Rendite von 5 Prozent aus den 150 000 Franken bei 25 Jahren Laufzeit stolze 256 717 Franken würden. Nur: Garantiert sind nur gerade 1,5 Prozent auf dem Sparteil.
Bei einem saldo-Vergleich im Jahr 2010 (siehe Ausgabe 19/10) war die Situation für die Kunden noch nicht so negativ. Bei den angefragten Lebensversicherungen mussten die Versicherten vor allem in den ersten drei Vierteln der Laufzeit herbe Verluste in Kauf nehmen.
Garantierte Rückkaufswerte nicht leicht ersichtlich
Wichtig: Es gibt keinen «korrekten» Rückkaufswert. Die Versicherung ist nicht verpflichtet, ihren Kunden die Aufteilung in Sparteil, Risikoteil und die Kosten offenzulegen. Hingegen muss sie bei Abschluss die Rückkaufswerte angeben. Doch oft sind die Offerten so unübersichtlich, dass es schwierig ist, zu sehen, was man eingezahlt und was man zugut hat.
Statt eine gemischte Lebensversicherung abzuschliessen, empfiehlt es sich, bei einer Bank zu sparen – und sich falls nötig separat zum Beispiel gegen Todesfall zu versichern. Für einen 40-jährigen Mann und eine Todesfallsumme von 150 000 Franken beträgt die jährliche Prämie zwischen 400 und 500 Franken.