Grosse Fluggesellschaften haben neue Regeln eingeführt, um ihre treuesten Kunden über die Coronazeit hinweg an sich zu binden. Normalerweise gilt: Wer häufig fliegt und Flugmeilen sammelt, erhält Privilegien wie etwa kostenlose oder ermässigte Flüge, Upgrades von der Economy- zu Business-Class, Zutritt zu VIP-Lounges oder Rabatte bei Hotels, Golfclubs, Restaurants oder Bergbahnen.
Der Status wird aber nur für eine bestimmte Zeit vergeben. Beim Lufthansa-Vielflieger-Programm «Miles & More» etwa für zwei Jahre. Kunden mussten bislang vor Ablauf dieses Status ausreichend Flugmeilen sammeln, um diesen zu verlängern und weiter von den Privilegien zu profitieren. Doch diese Regeln hat Lufthansa nun – zumindest vorübergehend – über Bord geworfen und verschiebt das Ablaufdatum der Karten sämtlicher Kunden automatisch um ein Jahr (siehe Tabelle im PDF). Und zwar unabhängig davon, wie intensiv die Reisenden Flüge oder andere Angebote nutzen. An «Miles & More» beteiligen sich neben der Lufthansa unter anderem auch die Tochterfirmen Swiss, Edelweiss, Austrian Airlines und Eurowings.
Eine kostenlose Statusverlängerung um ein Jahr erhalten auch Mitglieder der Programme «Executive Club», «Mileage Plus», «Flying Blue», «EuroBonus» und «Sky Miles». Letzteres ist das Programm der US-Fluggesellschaft Delta Air Lines. Deren Kunden können die 2020 erflogenen Statusmeilen auf 2021 übertragen. Schlechter kommen Mitglieder der Programme «Miles and Bonus» (Aegean Airlines) und «Miles and Smiles» (Turkish Airlines) weg: Diese Airlines verlängern den Status nur um sechs Monate.
Meilen werden bei einigen Airlines doppelt gezählt
Einige Airlines machen es den Kunden zudem neu einfacher, Meilen zu sammeln. «Flying Blue»-Mitglieder zum Beispiel können mit Flügen der Air France und KLM, die zwischen Mitte Juli und Ende Dezember 2020 stattfinden, doppelt so viele Meilen sammeln wie üblich – und kommen auf diese Weise schneller zu kostenlosen Flügen, vergünstigten Übernachtungen in Hotels und anderen Produkten.
Die Lufthansa wirbt zurzeit für ein neues Angebot, dank dem «Miles & More»-Mitglieder ihre bereits gesammelten Flugmeilen multiplizieren können – gegen Bares. Wer beispielsweise jeden Monat umgerechnet rund 100 Franken monatlich zahlt, kann seine Flugmeilen verdoppeln.
Dieses «Lite Paket» lohnt sich aber für die wenigsten Reisenden. Die Kunden können pro Monat maximal 5000 zusätzliche Meilen erwerben. Wer das Angebot sechs Monate lang voll ausschöpft, kann die zusätzlichen Meilen zwar gegen einen Economy-Flug (hin und zurück) innerhalb von Europa tauschen. Das kostet ihn aber 600 Franken. Derart teure Europa-Tickets in der Economy-Klasse gab es in den letzten Jahren kaum. Hinzu kommt: Zurzeit sind viele Flughafen-Shops geschlossen. Die zusätzlich erworbenen Meilen können also nicht überall beim Einkaufen genutzt werden.
Knausrige Bahnen
Auch die SBB haben auf die Coronakrise reagiert. Trotz beschränktem Angebot haben sie das GA aber nur gerade um 15 Tage verlängert. Kunden mit Monatsabos erhalten einen «Rail Bon» in der Höhe von 15 Prozent des Monatspreises (mehr unter saldo.ch/entschaedigung). Passagiere, deren Mehrfahrtenkarten coronabedingt ungenutzt abliefen, lässt die SBB abblitzen.
Die Österreichische Bundesbahn schenkt Jahreskarten-Besitzern einen Gutschein von 60 bis 100 Euro für «Nightjet»-Reisen. Und die Besitzer der deutschen «BahnCard» wurden im Sommer mit Reisegutscheinen für coronabedingte Zugausfälle entschädigt. Je nach Art des Abos erhielten sie zwischen 10 und 50 Euro.