So tief wie heute waren die Zinsen noch nie. Die Sparer seien deshalb die Dummen, liest man oft.  Wer heute noch Geld auf dem Sparkonto lasse, werde bestraft. Die vielen Klagen in den Medien über die rekordtiefen Zinsen hinterlassen den Eindruck, dass Sparen noch nie so unvorteilhaft war wie heute. 

Gemäss der Statistik der Nati­onalbank belaufen sich die Zinsen auf Sparkonten heute im Schweizer Durchschnitt auf nicht einmal 0,2 Prozent. Doch was für Sparer wirklich zählt, ist der Ertrag unter Berücksichtigung von Teuerung und Steuern. Denn ein hoher Zins nützt nichts, wenn er von der Inflation und den Steuern weggefressen wird. 

Genau dies war in der Vergangenheit aber meist der Fall. Zahlen gibt es bis zurück ins Jahr 1916. In den vergangenen fast hundert Jahren warfen Sparkonten im Durchschnitt 2,9 Prozent Zins ab. Die Inflation betrug 2,4 Prozent. Nur wer wenig Einkommenssteuern bezahlen musste, kam so unter dem Strich noch auf einen positiven Ertrag. Schon eine mittlere Einkommenssteuer­belastung von 25 Prozent drückte den Ertrag auf – 0,2 Prozent. In der Periode seit dem Zweiten Weltkrieg war der Nettoertrag sogar noch etwas tiefer. 

Heute liegen die Sparzinsen zwar nahe bei null. Dafür fallen darauf fast keine Steuern an. Und dank der negativen Teuerung nimmt die Kaufkraft des Geldes zu. Per Ende Februar betrug die Jahres­teuerung – 0,8 Prozent. Die Wahrscheinlichkeit ist gross, dass die Teuerung im gesamten Jahr 2015 weiterhin negativ sein wird.

Für den Schweizer Durchschnittssparer heisst das: Die aktuelle Situation ist für ihn besser als gedacht. Spargeld ist heute also gar nicht so schlecht. Man hat damit Handlungsspielraum und ist keinen Wertschwankungen ausgesetzt.