Seit Monaten ist auf den Geldseiten der Zeitungen zu lesen, dass die Sparer in einem Dilemma stecken würden. Die Zinsen auf den Sparkonten seien so mickrig, dass die Anleger nach Abzug der Steuern und Inflation Geld verlieren würden. Um überhaupt noch eine positive Rendite herauszuholen, müssten sie höhere Risiken eingehen – sprich: Aktien, Hochzins-Obligationen und Schwellenländer-Anleihen kaufen.

Für die Sparer in vielen Ländern trifft dies zu. Aber stimmt es auch für die Schweiz? Der grosse Unterschied zu fast allen Ländern: Wir haben im Vergleich zum Vorjahr keine Teuerung. Der Landesindex der Kon­su­men­ten­preise ist sogar rückläufig. Daran dürfte sich in naher Zukunft wenig ändern. Die Schweizerische Nationalbank rechnet bis Ende Jahr mit einer Inflation von null Prozent. Liegt sie mit ihrer Einschätzung richtig, werfen Schweizer Sparkonten nach Abzug der Einkommenssteuern noch eine kleine Rendite ab.

Und wenn man auch noch die Vermögenssteuern berücksichtigt? Dann kommt es auf den Wohnort an. In Zürich zahlt ein Alleinstehender ohne Kinder auf 100 000 Franken Vermögen bloss 26 Franken Steuern. In Basel hingegen werden beim gleichen Vermögen 450 Franken fällig. Hier muss ein Sparer schon nach den besten Zinsangeboten suchen und Einschränkungen wie stark limitierte Rückzüge in Kauf nehmen. Sonst droht nach Bezahlung der Einkommens- und Vermögenssteuern ein Minus von 200 bis 300 Franken.

Nur: Sparer sind so oder so vermögens­steuer­pflichtig. Der Basler, um bei diesem Beispiel zu bleiben, zahlt auch 450 Franken, wenn er die 100 000 Franken in Obligationen und Aktien steckt. Und dort hat er zusätzlich noch das höhere Risiko.

Fazit: Sparkonten sind zurzeit vorteilhafter, als sie wegen der tiefen Zinsen scheinen – ganz besonders für risikoscheue Sparer.