Zuerst rechnen, dann entscheiden

saldo erhält in letzter Zeit vermehrt Zuschriften von Leserinnen und Lesern, die sich entschieden haben, ihr Pensionskassenkapital ganz oder teil­weise zu beziehen. Sie wollen wissen, wie sie das Geld anlegen sollen. 

Der Entscheid für das Kapital scheint auf den ersten Blick plausibel. Fast alle Pensionskassen senken Schritt für Schritt den Umwandlungssatz und damit die Renten. Da liegt der Gedanke nahe, dass man aus dem Kapital mehr herausholen könnte als die Pensionskassen. Aber Achtung: Manche Bankberater und privaten Geldverwalter lassen den Kapitalbezug noch so gerne mit optimistischen Renditeprognosen in rosigem Licht erscheinen. Es gibt zwei grosse Schwierigkeiten:

  • Wer das Geld privat anlegt oder anlegen lässt, hat es mit denselben Problemen auf den Finanz­märk­ten zu tun wie die Pensionskassen. Obliga­tio­nen guter Schuldner werfen heute fast nichts mehr ab. Aktien und Immobilien sind hoch bis sehr hoch bewertet. Kursverluste sind bei ihnen jederzeit möglich. 
  • Die meisten Privatanleger haben bei der Geld­anlage 1 bis 2 Prozent höhere Kosten als die Pensions­kassen. 

Falsch ist es sicher, sich zuerst für den Kapital­bezug zu entscheiden – und sich erst dann mit der Geldanlage zu befassen. Man sollte schon vor dem Entscheid genau wissen, wo und wie man das Kapital anlegen wird. Und sich nicht von optimis­tischen Renditeprognosen blenden lassen. In absehbarer Zukunft müssen Anleger schon froh sein, wenn sie nach Abzug von Gebühren und Teuerung überhaupt noch eine positive Rendite erzielen. 

Wohneigentümer haben noch eine andere Variante zum Durchrechnen: Lohnt es sich, mit Pensionskassengeld die Hypothek zurückzuzahlen? Das geht zwar auf Kosten der Rente, dafür wohnt man dann billiger. Und es fallen auch keine Geldanlagegebühren an.