Das tiefe Zinsniveau kommt den Versicherungs­gesel­lschaften ungelegen. Bei gemischten Lebensversicherungen können sie höchstens noch 1,25 Prozent Zins garantieren. Solche Policen ver­binden eine Sparanlage mit einer Risikoabdeckung (Todesfall, eventuell Invalidität). Der Zins gilt nur für jenen Teil der Einzahlungen, der nicht für die Abschlussprovisionen, Verwaltungskosten und die Risikoversicherung abgezweigt wird. Deshalb bieten die Gesellschaften mit Vorliebe Policen an, die mit Fonds oder fondsähnlichen Anlagevehikeln verknüpft sind, die  zum garantierten Zins üppige ­Über­schüsse beisteuern sollen. 

Der Vorteil für die Versicherer: Der Kunde trägt das Risiko.

Zwar heisst es jeweils,  die Überschüsse seien nicht garantiert. Doch die Offerten sind sehr verführerisch gestaltet. Sie vermitteln den potenziellen Kunden den Eindruck, ihr Geld rentiere viel besser als zum Beispiel mit Kassenobligationen. So zeigen Grafiken immer eine flotte Zunahme der Überschüsse. Und für die Fonds werden üblicher­weise drei Rendite­prognosen gemacht: zum Beispiel 3 Prozent, 4,5 Prozent und 6 Prozent. Das erweckt den Anschein, als seien 3 Prozent eine pessimistische, 4,5 Prozent eine mittlere und 6 Prozent eine optimistische Prognose. Dabei sind schon 3 Prozent sehr optimistisch. 

saldo liegt eine Police vor, die Ende 2002 für zwölf Jahre abgeschlossen wurde. Sie rechnete pseudo­genaue Endergebnise für 5, 6 und 7 Prozent vor. Bei 5 Prozent hätte der Versicherte Ende 2014 gemäss Offerte einen Überschuss von rund 21 000 Franken, bei 7 Prozent einen von über 40 000 Franken erhalten sollen. Eine vorläufige Abrechnung kurz vor Ablauf der Police zeigt nun aber: Der Fonds rentierte so schlecht, dass weniger als 100 Franken Überschuss herausschauen werden. 

Anleger sollten sich von Renditeprognosen für Fonds nicht blenden lassen. Überschüsse, die nicht garantiert sind, sind auch nichts wert.