Am 20. September 2017 hat die Republik Österreich eine Obligation ausgegeben. Das heisst, sie nahm ein Darlehen auf. Der Staat zahlt jährlich 2,1 Prozent Zins und verspricht, es am 20. September 2117 zurückzuzahlen. Ja, richtig: Die Laufzeit beträgt 100 Jahre. Zum Vergleich: Die Schweizer Staatsanleihe mit der längsten Laufzeit wird im Januar 2049 zurückbezahlt. Die längste Obligation des Nahrungsmittelkonzerns Nestlé läuft bis 2048.

Die heutige Republik Österreich wurde am 27. Juli 1955 gegründet. Sie ist also erst 64 Jahre alt. Trotzdem scheint das Vertrauen der Geldanleger in den mindestens noch 98-jährigen Bestand des östlichen Nachbarn gross. Die Obligation ist an der Börse ein Renner. 

Im laufenden Jahr stieg ihr Kurs um knapp 70 Prozent. Gegenwärtig liegt er bei fast 200 Prozent. Das heisst: Viele Leute zahlen 2000 Euro für ein Darlehen, für das sie in 98 Jahren 1000 Euro zurückerhalten. 

Weshalb? Die Höhe des Zinses ist kaum der Grund. Die 2,1 Prozent pro Jahr werden nur auf den Nominalwert von 1000 Euro bezahlt. Das ist zwar mehr, als ein Sparkonto heute abwirft. Und Schweizer Anleger handeln sich ein Währungsrisiko ein, weil die Obligation auf Euro lautet. Sinkt der Euro gegenüber dem Franken, schmilzt der winzige Zinsertrag wie Schnee an der Sonne. 

Warum stürzen sich die Anleger auf solche Obligationen? Wohl weil sie darauf spekulieren, dass der Kurs der Staatsobligation noch weiter steigt – um dann zu verkaufen. 

Lang lebe Österreich. Aber mit Obligationen sollte man nicht spekulieren. Das Verlustrisiko ist zu gross. Vor allem bei absurden Laufzeiten.