James Clapper, pensionierter General und Geheimdienstchef der USA, bezeugt im Mai 2013 vor Gericht ohne zu zögern: Die Geheimdienste sammelten keine Daten von Millionen von Amerikanern, «jedenfalls nicht wissentlich». Kurz darauf kommen die ersten Dokumente des US-Auslandsgeheimdienstes NSA an die Öffentlichkeit. Sie ­zeigen: Clapper hat gelogen. 

Dass die NSA-Über­wachung publik wurde, ist dem Ex-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden zu verdanken. Der Film zeichnet seine Geschichte minutiös nach. Brisant: Filmemacherin Laura Poitras war von Beginn weg direkt in die Enthüllungen involviert. Snowden kontaktierte sie im Dezember 2012 anonym. Am 3. Juni 2013 kam es zum ersten Treffen in einem Hotelzimmer in Hongkong. Poitras liess mit Snowdens Einverständnis die ganze Zeit die Kamera laufen. So ist ein aussergewöhnliches Filmdokument der Zeitgeschichte entstanden.

Der Ex-Geheimdienst­mitarbeiter und die betei­ligten Journalisten planten den Gang an die Öffentlichkeit behutsam und führten ihn Schritt für Schritt aus. Man wähnt sich in einem Spionagefilm, mit dem grossen Unterschied, dass hier alle Szenen echt sind – etwa wenn Edward Snowden in einem Hotelzimmer in Hongkong akribisch ein Telefon inspiziert, um sicher zu gehen, dass er nicht abgehört wird. Oder wenn er wegen der lauernden Presse heimlich das Zimmer wechselt.

«Citizenfour» macht deutlich, wie weit die Überwachung von Telefonen und im Internet geht – nicht nur in den USA, sondern weltweit. Der Film gewann 2015 den Oscar als bester Dokumentarfilm.