Der 72-jährige Roger Gasparoli aus Hirschthal AG hat sich ein Mountainbike mit Elektromotor gekauft. «Ich möchte meinen Kreislauf nicht mehr übermässig belasten, aber weiter Touren in den Alpen machen», erklärt Gasparoli. Mit seinem Elektrobike fährt er hoch hin-auf. So überquerte er den 2950 Meter hohen Col des Gentianes im Kanton Wallis.
Noch sind motorisierte Velofahrer in den Bergen selten. Das wird sich ändern: Die Schweizerische Fachstelle für Zweiradfragen, eine Branchenorganisation, meldet massiv steigende Verkäufe von E-Mountainbikes.
Fachleute warnen vor dem Unfallrisiko. Christoph Müller, Mountainbike-Spezialist bei der Beratungsstelle für Unfallverhütung, sagt: «Mit dem Elektro-Mountainbike gelangen auch wenig trainierte Fahrer in alpine Regionen, in die sie ohne Motor nicht kämen.» Sie seien bei der Talfahrt auf schwierigen Wegen möglicherweise überfordert. Weil diese Velos rund 20 Kilo schwer sind, sei das Bremsen im steilen Gelände schwieriger, sagt Peter Stirnimann von der Fachstelle für Langsamverkehr Graubünden: «Wenn man die Bremstechnik nicht beherrscht, kann man ins Rutschen geraten oder einen Salto über den Lenker machen.»
Vorderrad kann auf steilen Wegen abheben
Auch die Bergfahrt ist nicht ohne. Christoph Müller erklärt: «Der Motor gibt mehr Schub auf das Hinterrad. Auf steilen Pfaden kann es passieren, dass das Vorderrad abhebt.» Dazu kommt: Bergpfade sind mit Steinen und Wurzeln gespickt. Oft muss man das Bike über ein Hindernis tragen. Das braucht Kraft: Mit den 20 Kilos sind viele überfordert.
Um Unfälle zu vermeiden, rät Müller Anfängern, Touren in einfachem Gelände zu wählen. Die Bremsen müssen einwandfrei funktionieren. Augenmerk braucht auch der Akku. «Fährt man mit voller Kraft bergauf, kann die Batterie schon nach einer Stunde leer sein», so Müller.
Alpinisten fürchten um den Bergfrieden. Bernhard Schmidt, Geschäftsführer Berner Wanderwege, sagt, es gebe mehr Konflikte zwischen Wanderern und Bikern: «Das Aufkommen der E-Mountainbikes wird das Problem verschärfen, denn der Motor macht das Biken einfacher.» Mountainbiker wie Jürg Buschor teilen diese Einschätzung: Der Herausgeber der Zeitschrift «Outdoor Guide» sieht die mühsam erreichte Akzeptanz für Bikes auf Wanderwegen in Gefahr.
E-Bike-Hersteller Scott räumt ein, das Fahren brauche «etwas Übung», es sei aber nicht risikoreicher. Die Bikes seien «ausbalanciert», sodass sich das Vorderrad beim Aufwärtsfahren nicht aufbäume. Die Firma Flyer schreibt, ihre Bikes seien so gebaut, dass sie ein «sicheres und tolles Abfahrtserlebnis» ermöglichen.
So fahren Sie sicher
- Machen Sie sich in einfachem Gelände mit dem E-Bike vertraut, bevor Sie in die Alpen fahren.
- Tragen Sie Helm, Handschuhe, Schutzbrille und Protektoren.
- Informieren Sie sich vor der Tour über den Schwierigkeitsgrad der Route, zum Beispiel unter www.schweizmobil.ch.
- Gewähren Sie Wanderern den Vortritt.
- Lassen Sie die Bremsen vor einer längeren Tour vom Velomechaniker kontrollieren.
- Nehmen Sie einen Ersatz-Akku mit.