Diese Medikamente sind gefährlich für ältere Patienten
Eine neue Liste warnt vor 187 Medikamenten, die sich für ältere Patienten in der Regel nicht eignen. saldo nennt bewährte Alternativen.
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saldo 07/2023
18.04.2023
Letzte Aktualisierung:
19.04.2023
Eric Breitinger
Viele Menschen schlucken regelmässig Pantoprazol oder Omeprazol-Tabletten gegen Sodbrennen oder saures Aufstossen. Bei älteren Patienten erhöhen diese Medikamente jedoch das Risiko von bakteriellen Darm- und Lungenentzündungen sowie von Osteoporose – und damit von Knochenbrüchen. Ältere sollten diese Arzneimittel maximal acht Wochen lang nehmen.
Medikamente mit der Wortendung «-prazol» stehen neu auf der sogenannten Priscus-Liste....
Viele Menschen schlucken regelmässig Pantoprazol oder Omeprazol-Tabletten gegen Sodbrennen oder saures Aufstossen. Bei älteren Patienten erhöhen diese Medikamente jedoch das Risiko von bakteriellen Darm- und Lungenentzündungen sowie von Osteoporose – und damit von Knochenbrüchen. Ältere sollten diese Arzneimittel maximal acht Wochen lang nehmen.
Medikamente mit der Wortendung «-prazol» stehen neu auf der sogenannten Priscus-Liste. Priscus ist lateinisch und heisst auf Deutsch «alt». Die Liste warnt vor 187 Medikamenten, welche die Gesundheit von über 65-Jährigen besonders gefährden können. Die Sammlung wurde von 59 Medizinern und Pharmakologen aus Deutschland erstellt. Als Grundlage dienten verschiedene Studien. Die Vorgängerliste aus dem Jahr 2010 umfasste 82 Medikamente. Weitere Beispiele problematischer Medikamente für ältere Menschen:
- Schlafmittel mit Diphenhydramin oder Doxylamin (Markenname Benocten): Sie können bei älteren Menschen Denkstörungen, Schwindel und Herzprobleme verursachen.
- Zolpidem: Dieses Schlafmittel und ähnlich wirkende Benzodiazepine wie Valium machen schläfrig, können die Denkfähigkeit verschlechtern und das Sturzrisiko erhöhen. Die Priscus-Liste empfiehlt als Alternativen nicht- medikamentöse Melatoninpräparate, Baldrian und Lavendel.
- Ibuprofen: Schmerzmittel mit diesem Wirkstoff sollten Ältere nicht länger als sieben Tage einnehmen und in keiner Dosierung über 1200 Milligramm pro Tag. Das Präparat erhöht das Risiko von Magenschäden und Herzinfarkten. Als Alternativen empfehlen die Experten unter anderem Paracetamol oder etwa Colchicin bei einem akuten Gichtanfall.
Niere mit 80 nur noch halb so gut wie in jungen Jahren
Ältere Leute verkraften problematische Medikamente besonders schlecht. Denn die Niere einer 80-Jährigen etwa funktioniert nur noch halb so gut wie in jungen Jahren. Ältere leiden daher mehr an Neben- und Wechselwirkungen von Medikamenten als Jüngere. Zudem sind viele Dosierungsempfehlungen nicht auf Senioren abgestimmt. Grund: Die Hersteller testen ihre Medikamente bevorzugt an jüngeren und gesunden Männern (saldo 15/2014).
Thomas Rosemann, Professor für Hausarztmedizin an der Universität Zürich, rät älteren Patienten, einmal pro Jahr mit dem Hausarzt die Liste ihrer Medikamente durchzugehen. Und: Moderne Magensäuremedikamente, sogenannte Protonenpumpenhemmer, sollten ältere Menschen langsam absetzen. Sonst drohe der Körper besonders viel Magensäure zu produzieren.
Die neue Priscus-Liste mit Medikamenten, die für ältere Menschen gefährlich sind, kann hier abgerufen werden: saldo.ch/priscus.