Die Migros redet EU-Bio schlecht
Laut dem «Migros-Magazin» erfüllt die konventionelle Schweizer Landwirtschaft die Bio-Richtlinien der EU. Das widerspricht den Fakten.
Inhalt
saldo 12/2024
26.06.2024
Letzte Aktualisierung:
05.07.2024
Markus Fehlmann
Kürzlich kam im «Migros-Magazin» ein Landwirt aus dem Kanton Jura zu Wort. Er beklagte sich darüber, dass immer die Bauern schuld seien an «all der Umweltverschmutzung und dem Rückgang der Artenvielfalt». Dabei sei die Schweiz «ökologisch 30 Jahre voraus». Und er behauptete: «Konventionelle Produktion in der Schweiz entspricht europäisch...
Kürzlich kam im «Migros-Magazin» ein Landwirt aus dem Kanton Jura zu Wort. Er beklagte sich darüber, dass immer die Bauern schuld seien an «all der Umweltverschmutzung und dem Rückgang der Artenvielfalt». Dabei sei die Schweiz «ökologisch 30 Jahre voraus». Und er behauptete: «Konventionelle Produktion in der Schweiz entspricht europäischer Bio-Produktion.»
EU-Bio-Standards viel strenger als Schweizer Vorschriften
Diese Aussage blieb unwidersprochen, obwohl sie faktenwidrig ist. Das zeigt ein Vergleich der EU-Bio-Verordnung mit den Vorschriften für die konventionelle Schweizer Landwirtschaft. Die Bio-Verordnung der EU verbietet etwa den Einsatz von künstlich hergestellten Pestiziden. Schweizer Bauern dagegen dürfen alle zugelassenen Pestizide verspritzen – auch künstliche. Davon sind viele sehr giftig und belasten Böden und Gewässer – so zum Beispiel der Unkrautvernichter Glyphosat und das Insektengift Cypermethrin.
Auch bei der Tierhaltung sind die Unterschiede gross. In der EU beträgt die Mindestfläche für ein 100 Kilo schweres Bio-Schwein 1,9 Quadratmeter, Einstreu und Auslauf sind vorgeschrieben. In der Schweiz muss einem konventionell gehaltenen Säuli eine Mindestfläche von lediglich 0,9 Quadratmetern zur Verfügung stehen – ohne Einstreu und Auslauf. Ähnlich beim Rind: Für ein 350 Kilo schweres Bio-Mastrind ist in der EU eine Mindestfläche von 5 Quadratmetern vorgeschrieben, plus Einstreu.
In der Schweiz sind es in der konventionellen Mast nur 2,5 Quadratmeter, ohne Einstreu. «Ziel des Artikels war es, die Realität der Schweizer Bauern authentisch wiederzugeben», schreibt die Migros auf Anfrage. Daher habe die Redaktion das Zitat so stehen lassen. Das «Migros-Magazin» beschreibe regelmässig die Standards der verschiedenen Anbauweisen. In diesem Beitrag sei das aber nicht der Fokus gewesen.