Die Migros ist mit allen Wassern gewaschen
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K-Tipp 13/2002
21.08.2002
Gleicher Name, geringerer Mineralstoffgehalt: Die Migros hat das Wasser in den M-Budget-Flaschen ausgewechselt. Das frühere M-Budget-Wasser heisst jetzt Aquella - und kostet 36 Prozent mehr.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Roland Hengstenberg aus Allenwinden ZG bevorzugt Mineralwasser der Marke M-Budget. Doch seit wenigen Wochen serviert die Migros unter diesem Label ein neues Produkt. Informiert hat sie ihre Kunden nicht.
Hengstenberg hats trotzdem...
Gleicher Name, geringerer Mineralstoffgehalt: Die Migros hat das Wasser in den M-Budget-Flaschen ausgewechselt. Das frühere M-Budget-Wasser heisst jetzt Aquella - und kostet 36 Prozent mehr.
Gery Schwager gschwager@ktipp.ch
Roland Hengstenberg aus Allenwinden ZG bevorzugt Mineralwasser der Marke M-Budget. Doch seit wenigen Wochen serviert die Migros unter diesem Label ein neues Produkt. Informiert hat sie ihre Kunden nicht.
Hengstenberg hats trotzdem gemerkt - und sich sehr geärgert. Das neue Wässerchen in den M-Budget-Flaschen ist nämlich viel schwächer mineralisiert. Die Gesamtmineralisation ist von 1494 auf 575 Milligramm pro Liter (mg/l) gesunken.
Warum dieser Wasserwechsel? «Da wir mit M-Budget-Mineralwasser nicht an eine bestimmte Quelle gebunden sind, wurde entschieden, dass dieses Kultwasser künftig aus der Aven-Quelle gefördert wird», sagt Migros-Sprecher Urs Peter Naef.
Doch interessant wirds erst jetzt. Naef: «Die somit frei werdende Quelle Les Bouillets wird für unser neues Mineralwasser Aquella genutzt.» Und dieses verkaufe man in der 1,5-Liter-Flasche zum «sehr attraktiven Preis» von 75 Rappen.
Attraktiv? Als Aquella noch M-Budget hiess, kostete die 1,5-Liter-Flasche nur 55 Rappen. Das Wasser hat also um 36 Prozent aufgeschlagen. Im Preis seien eben alle Marketing- und Promotionskosten eingerechnet, rechtfertigt sich Naef.
Der Migros-Sprecher findets im Übrigen auch nicht problematisch, dass das neue Wasser in den M-Budget-Flaschen einen tieferen Mineralstoffgehalt aufweist: «Die Wasserqualität wird mit einer geringeren Mineralisation nicht vermindert.»
Das sieht Ernährungsbiologe Paolo Colombani von der ETH Zürich etwas anders. Er schickt zwar voraus, auch mit dem neuen M-Budget-Mineralwasser bleibe «der Hauptzweck, die Zufuhr von Flüssigkeit, unverändert erfüllt».
Dass aber der Kalziumgehalt von 310 auf 122 mg/l abgenommen habe, sei nicht positiv zu werten. Über kalziumreiche Wässer lasse sich nämlich ein beträchtlicher Teil des täglichen Bedarfs von etwa 1000 bis 1200 mg decken.
Tatsächlich kann ein Mangel an Kalzium schwere Folgen haben. Im schlimmsten Fall droht Knochenschwund (Osteoporose). Kalzium fördert Aufbau und Erhaltung von Knochen und Zähnen; es ist aber auch für viele Zellfunktionen notwendig.
Im Unterschied zum ebenfalls wichtigen Magnesium (empfohlener Tagesbedarf: 300 bis 400 mg), das zum Beispiel über grüne Gemüse, Fleisch, Nüsse und Getreideprodukte in den Körper gelangt, wird Kalzium primär via Milch und Milchprodukte aufgenommen. Entsprechend tritt Magnesiummangel eher selten, Kalziummangel dagegen recht häufig auf. Vor allem Kinder, Jugendliche und Schwangere sollten auf eine ausreichende Kalziumversorgung achten.
«Das Hauptkriterium bei den Mineralstoffen ist der Gehalt an Kalzium», unterstreicht Colombani. «Somit kann das neue M-Budget-Wasser im Vergleich zum alten als weniger wertvoll beurteilt werden.» Auf einer Rangliste von in der Schweiz gängigen Mineralwässern nach Kalziumgehalt ist es vom 6. auf den 12. Platz abgerutscht.