Die westalgerische Mittelmeerstadt Oran ist mit ihren rund 1,5 Millionen Einwohnern kleiner als die Hauptstadt Algier. Aber sie gilt als weltoffener und hat die grössere kulturelle Ausstrahlung. Während die Region rund um die Hauptstadt Algier in den 1990er-Jahren unter blutigem Terror litt, blieb es in Oran relativ ruhig. Die Stadt gilt auch als «Wiege des Rai» – eines Musikstils, den Sänger wie Cheb Khaled weit über Algerien hinaus bekannt machten.
Fayçal (42) und Ahlem Daho (35) leben mit ihren beiden Kindern Sofia (7) und Yasser (5) in einer Siedlung am Stadtrand von Oran. Die Dahos sind Bankangestellte. Sie zählen aber nicht zur obersten Einkommensschicht, denn sie arbeiten bei der staatlichen Banque de Développement – Fayçal als Jurist und Ahlem als Leiterin einer Filiale.
Finanzielle Situation
- Haushaltseinkommen: 1850 Franken brutto pro Monat
- Kosten fürs Wohnen: 35 Franken Nebenkosten pro Monat
- Kosten für die Krankenversicherung: 205 Franken
- Steuern pro Jahr: 4100 Franken pro Jahr
Sind Sie mit Ihrer Wohnsituation zufrieden?
Ahlem: Ja, wir wohnen in einem ruhigen Viertel ohne Durchgangsverkehr. Und unser Haus hat einen kleinen Garten.
Was gibt es heute zum Abendessen?
Ahlem: Ich bereite eine Lasagne zu.
Was hat Ihre Berufswahl bestimmt?
Ahlem: Ich wollte eine Ausbildung machen, die mir einen festen Job sichert. Deshalb bewarb ich mich für die Fachhochschule für Bankwesen und wurde zum Glück angenommen.
Fayçal: Ich arbeitete zuerst in einem Privatunternehmen in der Rechtsabteilung. Dann bin ich zur Bank. Als Beamter hat man mehr Sicherheit und Stabilität.
Wie lange dauert Ihr Arbeitsweg?
Fayçal: Ich arbeite in einem Aussenbezirk. Mit dem Auto bin ich in zehn Minuten im Büro.
Ahlem: Ich muss in die Innenstadt fahren. Je nach Verkehr dauert das bis zu einer halben Stunde.
Wie lange arbeiten Sie pro Tag?
Ahlem: Als Beamte haben wir eine 40-Stunden-Woche.
Wo verbrachten Sie Ihre letzten Ferien?
Fayçal: Wir waren am Strand in der Kabylei, östlich von Algier. Wir machen jedes Jahr in einer anderen Region Urlaub, damit die Kinder unser Land kennenlernen.
Sparen Sie Geld?
Ahlem: Nur gerade so viel, dass wir im Notfall etwas Sicherheit haben.
Welchen Luxus leisten Sie sich?
Fayçal: Wir gehen gern auswärts essen oder besuchen ein Hamam – ein türkisches Bad.
Welche Themen haben Sie in der letzten Zeit am meisten beschäftigt?
Ahlem: Die Inflation macht uns grosse Sorgen. Sie hat den Dinar markant abgewertet. Dadurch ist alles viel teurer geworden. Wir spüren auch die Folgen von Corona: Seit der Pandemie fahren wir nicht mehr so weit weg. Und wir machen auch keine Auslandsreisen mehr.