Als Buben brauchten wir das Wort ­«Neger» ungeniert. Wir meinten es nicht böse. Doch bald erfuhren wir, dass sich das nicht gehört, weil es auch ein Schimpfwort ist. Seither sind immer wieder neue Bezeichnungen aufgetaucht. Zuerst «Dunkelhäutige» – was die Sache auch nicht besser machte. Dann «Schwarze», später ­«Farbige», «Afroamerikaner» und schliesslich «PoC». Das ist die Abkürzung für «People of Color» – also «farbige Leute».

Auch andere Begriffe haben sich gewandelt. Ich erinnere mich an eine Zeit, als man schwierige Kinder noch als «verhaltens­gestört» bezeichnete. Später wurde der häss­liche ­Begriff abgelöst. Fortan war von «schwer ­erziehbaren» Kindern die Rede. Dann von «verhaltensauffälligen». Später von «verhal­tens­­­originellen». Und inzwischen sogar von «verhaltenskreativen». Schwieriger ist es mit den «Behinderten»: Manche finden den Begriff korrekt, andere ­finden ihn diskriminierend. Alternativen sind «Menschen mit Behinderung», «mit Einschränkungen» oder «mit besonderen Bedürfnissen».

Auch die Verantwortlichen der Bundes­behörden machen sich Gedanken zu zeit­gemässer Sprache. Deshalb publizieren sie ausführliche Leitfäden – 144 Seiten «Schreibweisungen» beispielsweise. Oder einen «Leitfaden zum geschlechtergerechten Formulieren», der sich über 192 Seiten hinzieht.

Irritierend finde ich, dass dort der «Inva­lide» nach wie vor vorkommt. Und dass wir noch immer in die «Invalidenversicherung» einzahlen. Meine bescheidenen Lateinkenntnisse sagen mir jedenfalls, dass das «unwert», «ungültig» oder «unvermögend» heisst. Kaum zu glauben, dass ein solcher Ausdruck in ­Zeiten politischer Korrektheit überlebt.