Die Zahl der Depres­sions­kranken steigt. Die Dokumentation «Depression – Eine Krankheit erobert die Welt» des TV-Senders Arte geht der Frage nach, wie sich diese Krankheit in der Gesellschaft so stark ausbreiten konnte.

In Japan gibt es über eine Million diagnostizierter Fälle. Ab dem Jahr 1998 stieg in Japan die Selbstmordrate stark an. Erst seither wird das ­Thema in der Öffentlichkeit diskutiert. 

Trotz Aufklärung wird eine Depression den Betroffenen auch in der westlichen Welt schnell einmal als Schwäche ausgelegt (saldo 6/2016). Wer daran leidet, gilt als Ver­lierer. Tatsache ist: Männer suchen deutlich weniger Hilfe in Praxen. Sie wollen keine Schwäche zeigen.

Wichtig ist die korrekte Diagnose. Scheinbar unerklärliche Gemütsänderungen erhalten dann einen Namen. Bei einer fehlerhaften Beurteilung drohen jedoch sinnlose Therapien und Ausgrenzungen – oft ein Leben lang. 

Nicht immer lassen sich Depressionen einfach erkennen. Sie sind kein momen­tanes Gefühl von Traurigkeit, sondern eine ernsthafte Krankheit. 

Im Film kritisieren Ex­perten das sogenannte DSM-System – eine Me­t­hode zur Klassifika­tion, mit der sich psychische Störungen diagnostizieren lassen. Doch damit würden oft schwere mit leichten Fällen in einen Topf geworfen, ­sagen die Kritiker. 

Seit der Einführung von DSM stieg die Zahl der Depressions­diagnosen massiv an – ebenso die Einnahme von Antidepressiva. Dazu muss man wissen: Die Erfinder von DSM werden ­finanziell von der Pharmaindustrie unterstützt. Die Arzneimittelhersteller erkannten: Pillen verkaufen sich besser, wenn man den Leuten Krankheiten ein­redet. Umso wichtiger sind Therapeuten, die unabhängig urteilen. 

Der Dokfilm ist zu sehen unter www.saldo.ch/b45940.

«Depression – Eine Krankheit erobert die Welt.» Ein Film von Michèle Dominici. Frankreich 2015, 83 Min.