Johann Gottfried Ebel war einer der ­bekanntesten Reiseschriftsteller des frühen 19. Jahrhunderts. Nach einem Besuch der Walensee-Region schrieb der deutsche Autor über die Überschwemmungen in der Linth-Ebene: «Walenstadt und Weesen liegen im Schlamm.» Aufgrund der «Erfahrungen aller Zeiten und aller Orte» sei bekannt, welchen Einfluss die «Aus­dünstungen der Sümpfe» hätten: «Sie ­wirken wie die feinsten Gifte und erzeugen alle ein bösartiges Fieber.»

Erst einige Jahrzehnte später wurde der wahre Grund für die Fieberkrankheit erkannt: Es waren Mücken, welche die ­gefährlichen Erreger übertrugen. Zur Zeit Ebels ortete man den Grund für das Übel noch in den Gasen verfaulender Pflanzen. Daher der italienische Name der Krankheit «mal’aria» («schlechte Luft»).

Die Malaria habe im Lauf der Jahrhunderte wahrscheinlich mehr Opfer als alle Pest-, Cholera- und Pockenzüge zusammen gefordert, schreibt der Schweizer Historiker Daniel Furrer in seinem neuen Buch «Vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns, o Herr.» Die Schweiz des 19. Jahrhunderts war prädestiniert für Malaria. Ausgedehnte Feuchtgebiete prägten damals die Landschaft. Manche drangen bis zu den Stadtgrenzen vor – etwa in Luzern.

Ausgehend von den Pestzügen des Mittelalters beschreibt Furrer ein halbes Jahrtausend Seuchengeschichte der Schweiz: Von der Lepra über Typhus, Pocken und Tuberkulose bis zur Diphtherie – kaum eine Infektionskrankheit lässt der Autor aus. Die Spanische Grippe von 1918 bildet den zeit­lichen Endpunkt der Darstellung. Damals starben in der Schweiz rund 75 000 Menschen. «Im 20. Jahrhundert wurde diese hohe Sterblichkeit nie mehr erreicht», schreibt Furrer.

Daniel Furrer, «Vor Pest, Hunger und Krieg bewahre uns, o Herr. Die ­Geschichte der Seuchen der Schweiz», Schwabe, Basel 2022, 265 Seiten, ca. 40 Franken.