DAB-Geräte: Bald schon veraltet
Die Radiohändler preisen die Empfänger für das digitale Radio DAB immer lauter an. Eine saldo-Stichprobe zeigt: Den Kunden wird das Wichtigste verschwiegen.
Inhalt
saldo 14/2007
12.09.2007
Marc Mair-Noack
Die digitale Verbreitung von Radiosendern ist auf dem Vormarsch: Elf SRG-Programme lassen sich bereits mit einem DAB-Radio empfangen, acht private Sender folgen Ende 2008. Doch wer bereits heute ein DAB-Gerät kauft, hat Pech. Bei den acht privaten Sendern wird das Gerät stumm bleiben. Der Grund: Die neuen Programme werden nur in der weiterentwickelten Technik DAB+ gesendet. Die Geräte, die jetzt in den Ladenregalen stehen, kommen damit nicht klar.
saldo wollte in einer Sti...
Die digitale Verbreitung von Radiosendern ist auf dem Vormarsch: Elf SRG-Programme lassen sich bereits mit einem DAB-Radio empfangen, acht private Sender folgen Ende 2008. Doch wer bereits heute ein DAB-Gerät kauft, hat Pech. Bei den acht privaten Sendern wird das Gerät stumm bleiben. Der Grund: Die neuen Programme werden nur in der weiterentwickelten Technik DAB+ gesendet. Die Geräte, die jetzt in den Ladenregalen stehen, kommen damit nicht klar.
saldo wollte in einer Stichprobe in Zürich und Basel wissen, ob die Verkäufer ihre Kunden im Laden auf diese Einschränkungen aufmerksam machen. Resultat: Weder bei Media Markt noch bei Interdiscount, Fust oder Migros erwähnten die Händler die Grenzen der aktuellen DAB-Radios. Im Gegenteil: «Mit diesen Geräten wird man auch die neuen Programme ohne Probleme empfangen können», behauptete der Verkäufer in der Migros im Claramarkt Basel. Ähnliche Auskünfte erhielt saldo auch im Media Markt Sihlcity in Zürich und im Interdiscount Basel.
Sandra Dietrich von Interdiscount bedauert die mangelhafte Beratung, erklärt sie aber mit dem bisher geringen Verkauf von DAB-Radios: «Den Verkaufsberatern fehlt die nötige Erfahrung in diesem Bereich.» Und Media Markt verspricht, das Personal in Sachen DAB besser zu instruieren.
Heutige DAB-Geräte sind nur eine Übergangslösung
Weil der Fachhandel also offensichtlich dazu nicht in der Lage ist, beantwortet saldo die wichtigsten Fragen rund um das Thema DAB-Radio:
Welche Sender lassen sich mit den heutigen DAB-Geräten empfangen?
In der Deutschschweiz ausschliesslich folgende SRG-Programme: DRS 1, 2 und 3, DRS Musigwälle, Virus, Radio Swiss Classic, Swiss Jazz und Swiss Pop sowie die fremdsprachigen Sender Radio Rumantsch, La Première und Rete Uno. Ab November kommen die neuen Programme DRS 4 News sowie World Radio Switzerland dazu.
Lohnt es sich, bereits heute ein DAB-Radio zu kaufen?
Nein, ausser man will nur die oben genannten SRG-Programme hören. Wer sich für ein DAB-Gerät der heutigen Generation entscheidet, muss mit zwei Nachteilen rechnen: Erstens hat er vom geplanten Ausbau des digitalen Angebotes nichts, da die neuen privaten Programme nur in DAB+ senden werden. Zweitens werden auch die SRG-Programme auf DAB+ wechseln, wenn sich die Technik durchgesetzt hat. Genaue Prognosen, wie lange DAB noch ausgestrahlt wird, gibt es nicht. «In den nächsten paar Jahren sicher noch», sagt Ernst Werder, DAB-Experte beim Schweizer Radio DRS.
Was ist der Vorteil von DAB-Radio gegenüber normalem UKW-Empfang?
Mit DAB (Digital Audio Broadcasting) werden Radioprogramme digital via Antenne gesendet. Ein Vorteil dieser Technik ist die sehr gute Klangqualität. Zudem fallen Rauschen und andere Störgeräusche weg, wie man sie vom bisherigen Empfang kennt.
Wann senden die ersten Programme im DAB+-Format?
Diesen Sommer erhielten acht private Programme die Konzession für digitales Radio. Sie gehen voraussichtlich im Herbst 2008 auf Sendung – und nur im neuen DAB+-Format.
Wann gibt es DAB+-Geräte zu kaufen?
In den nächsten Wochen sollen die ersten Geräte mit der Bezeichung «DAB+-Ready» auf den Markt kommen. Doch diese Geräte sind nur eine Übergangslösung. Technisch sind sie zwar fähig, das DAB+-Signal zu empfangen, doch noch fehlt die passende Software. Ein Update bieten die Hersteller erst an, wenn die Programme im Herbst 2008 auf Sendung sind. Die grosse Welle an DAB+-Geräten erreicht die Schweiz wohl erst 2008 oder 2009. Vorher lohnt es sich deshalb nicht, ein solches Gerät zu kaufen.
Wie lange kann man Radio noch über UKW empfangen?
Eine generelle Abschaltung der UKW- und Mittelwelle-Sender liegt noch in weiter Ferne. Negative Ausnahme: Die DRS Musigwälle ist ab 2008 nicht mehr auf der Mittelwelle zu empfangen. Wer den Sender weiterhin hören will, muss auf Kabel oder DAB wechseln. Längerfristig löst das digitale Radio den UKW-Empfang ab.