Computermodelle statt Tests an Mäusen
Oft verlangen die Behörden Tierversuche, bevor sie einem Medikament die Zulassung erteilen. Neue Methoden könnten solche Tests überflüssig machen.
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saldo 14/2020
08.09.2020
Marc Mair-Noack
Weltweit werden rund 115 Millionen Tiere für medizinische Versuche eingesetzt. Im deutschsprachigen Raum sind es drei Millionen. Die Gentechnik führte zu einem neuen Boom an Tierversuchen: Fast ein Drittel der Labortiere werden heute gentechnisch behandelt oder verändert. Die NZZ-Dokumentation «Forschen ohne Leid» zeigt, wie Wissenschafter an Alternativen zum umstrittenen Einsatz von Tieren arbeiten.
Vielversprechend sind etwa gezüchtete Zel...
Weltweit werden rund 115 Millionen Tiere für medizinische Versuche eingesetzt. Im deutschsprachigen Raum sind es drei Millionen. Die Gentechnik führte zu einem neuen Boom an Tierversuchen: Fast ein Drittel der Labortiere werden heute gentechnisch behandelt oder verändert. Die NZZ-Dokumentation «Forschen ohne Leid» zeigt, wie Wissenschafter an Alternativen zum umstrittenen Einsatz von Tieren arbeiten.
Vielversprechend sind etwa gezüchtete Zellkulturen. Bisher träufelte man zum Beispiel neue Medikamente ins Auge von Kaninchen oder Ratten, um herauszufinden, ob das Produkt das Auge reizt. Heute stellt man Zellen vom Bindegewebe des Auges her und testet die Produkte im Reagenzglas. Kulturen aus Hirnzellen beispielsweise helfen, Epilepsie zu erforschen.
Eine andere Methode für medizinische Versuche sind Organe aus dem 3D-Drucker. Es gelingt Forschern bereits, so Zellen herzustellen, die durchblutet werden. An diesen lassen sich zahlreiche Tests durchführen. Eine weitere Möglichkeit sind Computersimulationen. So lassen sich etwa an einem virtuellen Herz Herzschrittmacher oder Medikamente testen.
Dennoch schreibt das Gesetz vor der Zulassung von Medikamenten heute meist noch Tierversuche vor. Denn noch ist offen, ob die neuen Methoden genauso zuverlässig sind wie Tierversuche. Den eindrücklichen Film gibt es auf DVD, zu kaufen unter saldo.ch/tierversuche-film.
«Forschen ohne Leid – Alternativen zum Tierversuch.» Ein Film von Sibylle Tiessen, 30 Minuten, NZZ Format 2019, Fr. 9.90