Die Basler Regierung wählte Syngenta zum Partner beim Auftritt der Stadt auf der Weltausstellung 2015 in Mailand. Syngenta durfte sich als ver­antwortungsvoller Konzern darstellen, der mit «nachhaltigen» Agrochemieprodukten den Hunger in der Welt bekämpft.

Das Autorenkollektiv Multiwatch wirft Syngenta vor, «sehr weit» für «möglichst hohe Profite» zu gehen. Es illustriert das mit Beispielen aus aller Welt: Auf der Hawaii-Insel Kauai testet der Konzern gentechnisch veränderte Mais- und Sojasorten. Er verspritzt mehr giftige Pestizide als sonstwo in den USA. In Brasilien pflanzte der Multi heim­lich Gen-Soja und Gen-Mais. Als das aufflog, bezahlte er Paramilitärs, um Demonstran­ten zu vertreiben. Ein Mann wurde erschossen. 

In einer Fabrik in Karachi, Pakistan, beschäftigt Syngenta primär Aushilfen, die für 30 Franken 66 Wochenstunden arbeiten. Festangestellte bekämen drei Mal so viel Lohn, doch Syngenta stellt seit 1986 niemanden mehr regulär ein. In Indien, Afrika und Südamerika verkaufen die Basler hochprofitable, aber gefährliche Pestizide wie Paraquat, das in 32 Ländern verboten ist. Viele Käufer sind Analphabeten und be­sitzen keine Schutzkleidung. Missbildungen, Fehlgeburten und Krebsfälle häufen sich. Der Konzern bestreitet je­de Verantwortung. Er weigert sich auch, Abfälle in 18 Sondermülldeponien der Region Basel vollständig zu ­sanieren.

Kleinbauern in Abhängigkeit getrieben

Die Autoren demaskieren das Geschäftsmodell aller Agrochemiekonzerne. Diese verkaufen patentiertes Hybrid- und Gentechniksaatgut. Es entfaltet sein Potenzial nur in Kombination mit ihren Pestiziden und Kunstdüngern. Bauern geraten in Abhängigkeit, Monokulturen nehmen zu  und Pestizide gefährden die Umwelt. Der Weltagrarbericht 2008 hielt hingegen fest, dass sich der globale Hunger vor allem durch die Stärkung der Kleinbauern und weniger Chemie bekämpfen liesse.

Der Sammelband glänzt nicht mit investigativen Recherchen wie das 2012 veröffentlichte Buch «Rohstoff» der Erklärung von Bern. Er besticht aber durch die Fülle des Materials. Und eines dürften die Aktionäre und Manager von Syngenta nun wissen: Ihr Geschäft wird gut beobachtet.  

Multiwatch (Hrsg.), «Schwarzbuch ­Syngenta. Dem Basler Agromulti auf der Spur», Edition 8 2016, 320 Seiten, ca. Fr. 29.–