Es ist erstaunlich, was man mit einer Lupe auf einem Quadratmeter Waldboden entdecken kann: Ein kan­nibalistisches Glühwürmchen, einen Saitenwurm im Körper einer Grille oder den eindrucksvollen Körper einer Zecke. 

Über ein Jahr lang hat der Naturforscher David Haskell den immer gleichen Flecken Bergwald im US-Bundesstaat Tennessee beobachtet. In einer Art Tagebuch ­beschreibt er, wie Pflanzen und Tiere im Lauf der ­Jahreszeiten entstehen und vergehen.

Haskell taucht mit all seinen Sinnen in die Welt des Waldes ab: «Ich möchte die Kälte spüren wie die Tiere im Wald, ohne schützende Kleidung.» Als sein Körper vor Kälte zuckt und zittert, beendet er das Experiment und stellt fest: «Die mühelose Überlegenheit der Meisen ist geradezu demütigend.» 

Haskell gelingt es, den Leser auf seine Erkundungstour mitzunehmen. Man spürt die Lebendigkeit des Waldes und nimmt sich vor, beim nächsten Wald­spaziergang genauer ­hinzusehen.

David G. Haskell, «Das verborgene Leben des Waldes. Ein Jahr Natur­beobachtung», Verlag Antje Kunstmann, ca. Fr. 25.–