Dieser Seufzer stammt vom Präsidenten der Computerfirma Hewlett Packard (HP): «Wenn wir nur wüssten, was wir bei HP wissen.». Schon im 16. Jahrhundert beschwerten sich Gelehrte über die «Bücherflut». 

Nun hat der Brite Peter Burke ein Buch über die Explosion des Wissens geschrieben. Darin geht er der Frage nach, wie die europäische Welt zu ihrem Wissen gelangte. Er trug Dutzende von Geschichten von 1750 bis heute zusammen – über Landvermesser und Seefahrer bis hin zu Archäologen und Statistikern.

Eine ständige und grad­linige Fortschrittsgeschichte ist die Geschichte des akademischen Wissens nicht. Immer wieder gingen und ­gehen trotz Büchern, Bi­­b­liotheken oder Museen Wissensbestände verloren. Burke berichtet auch von gefiltertem Wissen, etwa durch Geheimdienste, oder von zerstörtem Wissen, zum Beispiel durch Kriege. 

Das zeigt, dass die Geschichte des Wissens auch eine Herrschaftsgeschichte ist: Stets ist das Ringen um Macht verbunden mit dem Ringen darum, wer über welches Wissen verfügt. Erst zum Schluss und nur auf ein paar wenigen der insgesamt gut 300 Seiten kommt der Autor mit Jahrgang 1937 auf das World Wide Web zu sprechen. Das erstaunt angesichts des Untertitels «Von der Encyclopédie bis Wikipedia». Burke sieht die «monopolistischen Tendenzen» von Google zwar als «beunruhigend» an, gleichzeitig aber auch als Chance für eine «Demokratisierung des Wissens». Was das genau heisst, führt er leider nicht aus.

Dennoch: Das Buch ist weitgehend frei von universitärem Dünkel und bietet lehrreiche Unterhaltung.

Peter Burke, «Die Explosion des Wissens», Wagenbach, ca. Fr. 45.–