Vor einem Jahrzehnt schwärmte der damalige spanische Premierminister vom riesigen Bausektor in seinem Land. In Spanien werde mehr gebaut als in Deutschland und Frankreich zusammen. Das Paradies schien greifbar nahe. 

Heute leiden Land und Leute noch immer am desas­trösen Immobiliencrash. Die Lehre daraus: Immobilien sind nicht immer und überall eine ­sichere Anlage. Henrik Müller, Professor für wirtschaftspolitischen Journalismus an der Technischen Universität Dortmund, hat insgesamt 50 Mythen und Halbwahrheiten zusammengestellt. Alle prägen sie die nationalen und internationalen wirtschaftspolitischen Debatten. Etwa, dass Einwanderer eine Belastung sind. Am Beispiel Deutschland zeigt er, dass Einwanderer vor allem dorthin gehen, wo die Wirtschaft brummt. Das kann beim Wohnraum zu Problemen führen – aber unter dem Strich wären die ökonomischen Aussichten ohne Zuwanderung düster. 

Die Schweiz kommt bei Müller zwar nur am Rande vor, etwa als Land mit der weltweit höchsten Lebenszufriedenheit. Aber wer nun glaubt, das hänge vor allem mit dem finanziellen Wohlstand zusammen, irrt. So sind Lateinamerikaner viel glücklicher, als sie gemäss ihrem Portemonnaie sein dürften. Das heisst, Geld allein macht nicht glücklich – aber es hilft.

Müllers Buch ist ein Sammelsurium von 50 lesenswerten Betrachtungen zu weithin kaum hinter­fragten Gewissheiten über Wirtschaft, Politik und Gesellschaft. Wer die klugen Geschichten gelesen hat, versteht besser, wie die Welt funktioniert.

Henrik Müller, «Wirtschaftsirrtümer»,Campus, ca. Fr. 29.–