Am 2. August 1971 machte der Kommandant der Apollo-15-Mission auf dem Mond ein Experiment, das auf der ganzen Welt bekannt wurde: David Scott liess einen Hammer und eine Feder gleichzeitig fallen. Da der Mond keine Atmosphäre hat, erreichten beide Objekte gleich­zeitig den Boden. Dem Millionenpublikum vor den Fernsehgeräten erzählte Scott, dass er ­damit endgültig eine «bedeutende Entdeckung» bewiesen habe, die ein gewisser «Gentleman namens Galilei» schon im 17. Jahrhundert gemacht habe.

Scotts Aussage war in zweifacher Hinsicht falsch. Der italienische Forscher Galileo ­Galilei führte zwar tatsächlich Experimente zu fallenden Objekten durch und veröffent­liche seine Erkenntnisse 1639 in seinen ­«Discorsi», die als Grundlage der neuzeit­lichen Mechanik gelten. Er war aber nicht der Erste, der auf diesem Feld forschte.

Einige Jahre vor Galilei führte der flämische Ingenieur Simon Stevin Fallexperi­mente mit Bleikugeln durch. Und bereits im 6. Jahrhundert hatte der byzantinische Gelehrte ­Johannes Philoponus darauf hingewiesen, dass sich die Fallgeschwindigkeit eines ­gros­sen Objekts kaum merklich von der ­Geschwindigkeit eines kleineren, halb so schweren Gegenstands unterscheide.

Irrtümer und Rückschläge

Das Bewegungsgesetz des freien Falls ist eine von 60 wissenschaftlichen Entdeckungen, denen der britische Chemiker und ­Physiker Philip Ball in seinem mit histo­rischen Fotos und Skizzen reich bebilderten Buch nachgeht. Anhand von wegweisenden ­Expe­rimenten wie zum Beispiel dem Nachweis der Erd­rotation (1851), der Messung der Lichtgeschwindigkeit (1849) oder der Entschlüsselung der DNA (1952) beschreibt der Autor, wie der Mensch zum Wissen über die Welt kam. Aber auch, wie relativ dieses Wissen ist und warum auch Irrtümer, Rückschläge und falsche Interpretationen die Wissenschaft ­weiterbringen.

Philip Ball, «Experimente. Versuch und Irrtum in der Wissenschaft», Haupt, Bern 2024, 240 Seiten