George Monbiot ist bekannt für Pro­vokationen. In seinem Buch «Neuland» schreibt der britische Zoologe, dessen Kolumnen im Londoner «Guardian» Kultstatus geniessen: «Eine der grössten ­Be­drohungen für alles Leben auf der Welt ist die Lyrik.» Monbiot meint damit natürlich nicht Gedichte generell – sondern jene, die das Bauerntum seit der Antike bis heute als ­Idylle verherrlichen. Die Folge dieser ­Ver­­klärung sei, dass die «zerstörerischste menschliche Aktivität, die je über die Erde gekommen ist», kaum hinterfragt, sondern «vom Staat mit Geld überschüttet» werde.

In seinem 480-seitigen Buch beschreibt Monbiot detailliert, wie die Landwirtschaft die Böden auszehrt, die Artenvielfalt zerstört und das Klima belastet. «Rund ein ­Drittel der Treibhausgasemissionen wird vom Ernährungssystem verursacht», so der Autor. Davon würden 70 Prozent bei der Land­wirtschaft und der Rest bei Verarbeitung, Transport und Verkauf anfallen.

Die Biolandwirtschaft ist für Monbiot keine ­Alternative, sondern Teil des Pro­blems. Denn sie benö­tige für denselben Ertrag viel mehr Fläche als die traditionelle Landwirtschaft. 

Die Zukunft der Ernährung liegt für Monbiot «unter unseren Füssen». Grabe man nur ein paar Meter ins Erdinnere, stosse man auf ein Ökosystem, das erst zu einem Bruchteil erforscht worden sei. Allein in einem Kubikmeter Erde leben Tausende ­Arten – vor allem Mikroben.

Monbiot zeigt, wie experimentierfreudige Bauern die reichhaltige Bodenfauna bereits heute ­erfolgreich nutzen und ihre Erträge ohne zusätzlichen Landverbrauch steigern. Und er plädiert für Hightech: Dank genveränderter Bakterien sei es möglich, ­genug Proteine und Fettsäuren für die wachsende Weltbevölkerung zu produzieren – ohne dass noch mehr Boden umgepflügt und ­vergiftet werden muss.

George Monbiot, «Neuland», Blessing, München 2022, 480 Seiten, ca. 30 Franken