Der schnellste Klimawandel der Erdgeschichte vor dem Auftauchen des Menschen ereignete sich vor etwa 66 Millionen Jahren: Ein Meteoriteneinschlag führte damals zum Aussterben der Dinosaurier und setzte 600 bis 1000 Gigatonnen Kohlendioxid frei. «Heute sind es wir Menschen, die in nur 20 Jahren 600 Gigatonnen Kohlendioxid freigesetzt haben», schreibt die britische Naturwissenschafterin und Journalistin Gaia Vince.

CO2 ist der wichtigste Treiber der Klimaerwärmung. «Heizt sich die Erde im heutigen Tempo weiter auf, wird in grossen Teilen der Welt kein Leben mehr möglich sein», warnt die Autorin. Viele Küstenstädte sind bereits heute durch den Anstieg der Meere bedroht, und in einigen Ländern steigen die Temperaturen regelmässig auf 45 bis 50 Grad. Es drohe eine «soziale und demografische Katastrophe», die sich nicht mehr mit Abschottung bewältigen lasse.

Die Länder des Nordens werden die Migration künftig zulassen und organisieren müssen – durch neue Formen der Zusammenarbeit, eine global koordinierte Migrationspolitik sowie durch Entwicklungspartnerschaften mit den gefährdeten Staaten des Südens.

Zudem müssten Stadtplanung, Infrastruktur und Versorgung an die Klimaerwärmung angepasst und neue Grossstädte in klimasicheren Regionen gebaut werden, schreibt Vince. Das dazu nötige Land könnte von «flächenreichen, aber bevölkerungsarmen Staaten» wie etwa Kanada oder Finnland gepachtet oder gekauft werden. Und bedrohte Regionen könnten unter das Patronat von «reichen, gut geführten Staaten wie der Schweiz» gestellt werden, schlägt die Autorin vor. Eine Idee, «die dem Konzept der Sonderwirtschaftszonen gleicht, das Städten wie Shenzhen in China und Dubai in den Vereinigten Arabi­schen Emiraten einen rasanten Aufstieg bescherte».

Gaia Vince, «Das nomadische Jahrhundert», Piper, München 2023, 352 Seiten, Fr. 37.–