Anfang 1742 sorgte Benjamin Lay an der Jahresversammlung der Quäker in Philadelphia (USA) für einen Eklat: Auf dem Stadtmarkt zerschlug er das Teeservice seiner verstorbenen Frau Sarah – Stück für Stück, bis er vom Markt gezerrt wurde. Lay war kein geistig Verwirrter. Mit seiner Aktion demonstrierte der englische Autor gegen ein Produkt, das unter anderem in Teetassen landet: Zucker. Dieser wurde im 18. Jahrhundert von Sklaven angebaut.

Lays Beispiel machte Schule: Im ganzen Vereinigten Königreich boykottierten Menschen den Zucker aus den Sklavenplantagen. Der Menschenhandel wurde 1807 zumindest in England verboten. Die Sklaverei blieb aber noch einige Jahrzehnte bestehen. Auch heutige Konsumenten sollten wieder mehr ihre Macht spielen lassen, schreiben die deutschen Journalisten Dirk Steffens und Marlene Göring in ihrem Buch «Eat it!». Denn: «Ausgerechnet die Produktion von Nahrungsmitteln, unserem grössten Gut, ist das grösste Umweltproblem.» Grund dafür sei der Raubbau an natürlichen Ressourcen: Unser Sushi kommt aus dem Pazifik, das Steak aus Argentinien, die Avocados aus Mexiko, der Kaffee aus Kolumbien, Vanille aus Madagaskar und der Tee aus Indien.

Selbst die Schweinsbratwurst vom nahen Bauernhof sei nicht immer wirklich regional, «da der Landwirt seine Tiere wahrscheinlich mit Soja aus Brasilien mästet», schreiben Steffens und Göring: «Grob durch den Fleischwolf gerechnet, braucht es für acht sojagemästete Grillwürste eine Fläche, auf der acht Quadratmeter Regenwald stehen.» Die beiden Autoren recherchierten rund um den Globus. Sie zeigen auf, wie im weltweiten «Netz der Nahrung» alles zusammenhängt und wie man als Konsument die Artenvielfalt schützen kann. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt – ohne Moralkeule und Essverbote.

Dirk Steffens, Marlene Göring, «Eat it!», Penguin, München 2023, 223 Seiten, ca. Fr. 39.–