Die Grundlagen der modernen Klimaforschung entstanden an einem unscheinbaren Schreibtisch aus Birkenholz an der Oranienburgerstrasse 67 in Berlin. Hier wohnte der deutsche Naturforscher Alexander von Humboldt von 1842 bis zu seinem Tod im Jahr 1859.

Ein Aquarell des Malers Eduard Hildebrandt gibt einen Einblick in das Arbeitszimmer des berühmtesten Naturforschers seiner Zeit. Für die Arbeit an seinen Hauptwerken «Ansichten der Natur» und «Kosmos» stand Humboldt nur spärliches Büromaterial zur Verfügung: Gänsefedern, ein Fässchen Tinte, Bleistifte, Papier, Klebstoff und eine Schere.

Auf dem Bild sieht man noch ein weiteres Hilfsmittel: eigens für Humboldt angefertigte Kartonschachteln, in denen er Notizen von seinen Reisen durch Lateinamerika, die USA und Zentralasien abgelegt hatte.

Unter den lange Zeit nicht beachteten ­Papieren befinden sich auch Skizzen, auf denen Humboldt seine Theorie des Klimas entwickelte. Der deutsche Technikhistoriker Dominik Erdmann und der Schweizer Klimatologe Stefan Brönnimann durchforsteten Humboldts Archiv und werteten es aus. Entstanden ist ein schön gestaltetes Buch mit vielen fotografischen Reproduktionen von Zeichnungen, Briefen und Aufsätzen.

Detailliert rekonstruieren die Autoren, wie Humboldt sein Konzept der Klima­to­lo­gie schuf. Er war der erste Forscher, der das Klima auf der Grundlage mehr­jähriger Messreihen statistisch erfasste.

Er prägte den noch immer gültigen Begriff des Klimas als Gesamtheit aller Wetter­ereignisse in ­einem definierten Zeitraum und Gebiet. Und Humboldt erfand die ­isothermen Linien, mit ­denen man noch heute auf ­Wetterkarten ­die Gebiete mit ­gleichen ­Tempera­turen kennzeic­hnet.

Dominik Erdmann, Stefan Brönnimann, «Humboldts Wetterwerkstatt», Haupt, Bern 2023, 240 Seiten, ca. Fr. 36.–