Für Reiseplattformen wie Expedia, Opodo und Booking sind treue Kunden Gold wert. So hat Booking erhoben, dass Kunden mit mehr als 15 Buchungen innert zwei Jahren bis zu 19 Prozent seltener oft stornieren und pro Übernachtung 12 Prozent mehr ausgeben als der Durchschnittskunde. Entsprechend versucht jede Buchungsplattform, reisefreudige Kunden mit Treueprogrammen an sich zu binden. Sie ködern mit Rabatten oder kostenlosen Extras.
Rabattangebote von Booking nur für wenige Hotels verfügbar
Doch welche Vorteile sind mit solchen Treueprogrammen tatsächlich verbunden? saldo machte Anfang September auf fünf grossen Plattformen eine Stichprobe und suchte nach Übernachtungsangeboten in Kandersteg BE, Thun BE und München (D), bei denen es für treue Kunden Vergünstigungen gibt. Resultat: Nicht überall waren die versprochenen Vergünstigungen und Treuerabatte verfügbar. Wer von Rabatten profitieren will, ist in der Hotelwahl stark eingeschränkt.
Booking.com
- Programm: Genius.
- Stufen: Zwei, erreichte Stufe bleibt lebenslang erhalten.
- Kosten: Keine.
- Versprechen: Je nach Stufe 10 bis 15 Prozent Rabatt bei ausgewählten Hotels, kostenloses Frühstück und Zimmer-Upgrade.
Hotels mit Genius-Rabatten finden sich vor allem in grösseren Städten, kaum in ländlichen Gegenden. Im Berner Oberländer Ferienort Kandersteg gewährt nur eines der zwölf Hotels auf dem Portal einen Rabatt – und zwar dasjenige mit der tiefsten Kundenbewertung. In Thun bieten drei von zehn Hotels einen Rabatt. Die am besten bewerteten Häuser sind nicht darunter. Zusatzleistungen wie etwa kostenloses Frühstück oder Zimmer-Upgrades bietet keines der Hotels.
Kommt hinzu: Die Rabatte gelten nicht für jede Kategorie. So lässt sich der Rabatt im «The Lab Hotel» in Thun nur für die einfachste Kategorie «Easy» anwenden. Dasselbe gilt bei Zimmer-Upgrades, die beispielsweise nur für Einzelzimmer gelten. Ein kostenloses Frühstück offeriert fast kein Hotel. Selbst in München, wo angeblich fast jedes zweite Hotel Genius-Rabatte anbietet, fand sich kein einziges entsprechendes Angebot.
Kommt hinzu, dass die Genius- Preise keine Exklusivpreise für Booking-Kunden sind. Das Hotel Toggenburg in Wildhaus SG beispielsweise gewährte den Genius-Preis auf Anfrage auch einem Direktbucher.
Fazit: Wer ohnehin bei Booking.com bucht, kann mit Genius vor allem in Städten von Rabatten profitieren. Nur gelten diese oft nicht für die besten Häuser und Zimmerkategorien.
Expedia, Ebookers, Hotels.com
Die drei Portale gehören alle zur Expedia-Gruppe und bieten ähnliche Treueprogramme an.
- Programme: Expedia Rewards, Ebookers Bonus+, Hotels.com Rewards.
- Kosten: Keine.
- Stufen: Drei, erreichte Stufe kann wieder verfallen.
- Versprechen: 10 Prozent Rabatt bei ausgewählten Hotels. Zudem können Kunden Punkte sammeln, die sich für künftige Buchungen oder Gratis-Hotelnächte einsetzen lassen. Mitglieder höherer Stufen können teils später auschecken.
Die drei Buchungsplattformen gleichen sich optisch und bieten dieselben Rabatte. In ländlichen Gebieten der Schweiz ist die Auswahl an Hotels mit Rabatten bescheiden. In Kandersteg offerieren zwei Hotels einen Rabatt von 5 Prozent – allerdings handelt es sich um Hotels, die deutlich teurer sind als die Konkurrenz. In Thun gibt gar kein Hotel einen Rabatt. In München gewähren zwar mehrere Hotels Rabatte, aber nicht die attraktivsten: Von den zehn zentrumsnahen Hotels boten nur zwei Vergünstigungen an – jene mit den tiefsten Bewertungen. Zudem können Kunden nicht in allen Hotels Punkte sammeln oder einlösen. Und das spätere Check-out gilt nur für ausgewählte «VIP-Access»-Unterkünfte.
Fazit: Die Treueprogramme der Expedia-Gruppe ermöglichen hin und wieder ein Schnäppchen. Mit Rabatten auf Kundenfang gehen aber vor allem jene Hotels, die sonst eher nicht erste Wahl wären. Auf dem Land finden sich kaum Angebote.
Opodo.com
- Programm: Prime.
- Kosten: Fr. 69.99 pro Jahr.
- Stufen: Keine.
- Versprechen: Bis 50 Prozent Preisreduktion bei ausgewählten Hotels, Rabatte auf alle Flüge.
Opodo Prime ist das einzige Programm, das für Teilnehmer etwas kostet. Doch das Tiefpreisversprechen bei Flügen kann Opodo bei Stichproben nicht einhalten. Beispiel: Flug Zürich–New York im April 2022 mit Gepäck und Sitzplatzreservation – direkt bei Swiss gebucht: 729 Franken, bei Opodo: Fr. 735.55. Flug Basel– Malaga im September 2021 – direkt bei Easyjet gebucht: Fr. 73.65, bei Opodo: 100 Franken. Auf den ersten Blick scheint der Prime-Preis zwar oft günstiger, doch sobald der Kunde Gepäck oder eine Sitzplatzreservation dazubucht, sind die Flüge bei Opodo in der Regel teurer.
Angebote von Opodo und Expedia ähneln sich stark
Auch die versprochenen Hotelrabatte von 50 Prozent liessen sich in der Stichprobe weder in Kandersteg noch in Thun finden. Auch in München gab es trotz vieler Rabatte nie 50 Prozent Ermässigung.
Inhaltlich ist die Prime-Buchungsplattform fast gleich wie jene der Expedia-Gruppe. Die gleichen Hotels offerieren Rabatte. Prime-Kunden erhalten nur 10 Prozent Rabatt mehr als Expedia-Kunden, die nichts für ihr Treueprogramm zahlen. Ansonsten bringt das kostenpflichtige Opodo-Prime kaum einen Mehrwert gegenüber der Expedia-Mitgliedschaft.
Fazit: Die Rabatte von Opodo Prime sind oft nur Scheinrabatte. Die kostenpflichtige Mitgliedschaft verlängert sich automatisch und lässt sich nur umständlich kündigen. Die Pressestelle von Opodo sagt gegenüber saldo, in der Schweiz befinde sich Prime noch in einer Testphase. Man verbessere das Angebot aufgrund der Rückmeldungen. Es gebe aber durchaus Flüge, die auf Opodo günstiger seien als bei einer Direktbuchung.