Blutdruck: Zu tiefes Absenken kann schaden
Hohen Blutdruck sollte man nicht zu stark mit Medikamenten senken. Studien zeigen, dass tiefe Werte Risiken bergen.
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saldo 09/2013
15.05.2013
Sonja Marti, Redaktion Gesundheitstipp
Ein hoher Blutdruck ist gefährlich fürs Herz: Die Schweizerische Herzstiftung rät in ihrer Broschüre, den Blutdruck «auf einen Wert unter 140/90», gemessen in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg), zu senken. Bei Menschen mit Diabetes oder Nierenkrankheiten soll der Blutdruck gar «unter 130/80» liegen. So steht es auch in der Leitlinie der Schweizerischen Hypertonie-Gesellschaft.
Doch jetzt zeigen immer mehr Studien: Viel tiefer ...
Ein hoher Blutdruck ist gefährlich fürs Herz: Die Schweizerische Herzstiftung rät in ihrer Broschüre, den Blutdruck «auf einen Wert unter 140/90», gemessen in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg), zu senken. Bei Menschen mit Diabetes oder Nierenkrankheiten soll der Blutdruck gar «unter 130/80» liegen. So steht es auch in der Leitlinie der Schweizerischen Hypertonie-Gesellschaft.
Doch jetzt zeigen immer mehr Studien: Viel tiefer als 140/90 sollte man nicht gehen. Herzspezialist Thomas Lüscher vom Unispital Zürich: «Das sollte heute der Zielwert für alle Patienten sein – auch für Diabetiker.» Denn tiefere Werte bringen den Patienten keine Vorteile. Mehr noch: Sie könnten einigen sogar schaden.
Bei Werten unter 120 mehr Herzinfarkte und Todesfälle
Zu diesem Resultat kam kürzlich der New Yorker Wissenschafter Michael Weber vom Suny Downstate College of Medicine. Er wertete Daten von über 10 000 Patienten aus, die ihren Blutdruck mit Medikamenten behandelten. Gut die Hälfte von ihnen hatte zudem Diabetes. Es zeigte sich: Brachten sie den oberen Wert auf 140 herunter, traten deutlich weniger Herzinfarkte, Schlaganfälle und Todesfälle auf. Ein Wert unter 130 brachte aber keine weiteren Vorteile. Unter 120 wurde es gar riskant: Es gab wieder mehr Todesfälle und Herzinfarkte. Nur Schlaganfälle wurden seltener.
Zu einem ähnlichen Ergebnis kam vor vier Jahren auch die Cochrane Collaboration, ein Netzwerk von Wissenschaftern und Ärzten. Ihr Fazit: «Es gibt keinen Nachweis, dass Werte unter 140 den Patienten mit Bluthochdruck nützen.»
Für Gesundeheitsexperten ist klar: Man hat es mit Blutdrucksenkern lange Zeit übertrieben. Der Grund, so Herzspezialist Thomas Lüscher, waren Studien in der Normalbevölkerung: Diese hatten darauf hingedeutet, dass gesunde Menschen mit tiefen Blutdruckwerten weniger Infarkte und Schlaganfälle erlitten. Deshalb gingen Ärzte davon aus, dass dies auch für die Therapie von Patienten mit Bluthochdruck gelte. Doch heute wisse man, dass dies nicht stimme, so Lüscher. «Weil diese Patienten möglicherweise bereits Schäden an den Gefässen haben, wird ihr Herzmuskel bei zu tiefem Blutdruck ungenügend durchblutet.» So kann es zu Infarkten kommen.
Laut dem Luzerner Herzspezialisten Paul Erne von der Schweizerischen Hypertonie-Gesellschaft will diese ihre Leitlinie auf Ende Jahr anpassen. Das heisst: auf Werte unter 140, bei Diabetikern auf unter 135 und bei Nierenpatienten auf unter 130. Der Arzt sollte den Blutdruck auch im Stehen messen, vor allem bei Älteren. «Liegt der Wert dann nicht unter 135, sollte man ihn deutlich senken», so Erne.
Gratis-Merkblatt Bluthochdruck
Zum Herunterladen unter www.gesundheitstipp.ch.
Tipps: So senken Sie hohen Blutdruck
- Rauchen Sie nicht und trinken Sie wenig Alkohol.
- Vermeiden Sie starkes Übergewicht.
- Vermindern Sie Stress.
- Essen Sie viel Vollkorn, Haferflocken, Bananen und Nüsse.
- Randensaft und Hibiskus-Tee können den Blutdruck senken.
- Laufen Sie mindestens dreimal in der Woche eine Stunde.
- Achten Sie auf genügend Schlaf.