Billigwein im Tessiner Merlot
Tessiner Merlot stammt nicht nur von Tessiner Trauben. Einige Kellereien mischen ihren Weinen billige ausländische Ware bei.
Inhalt
saldo 7/2003
16.04.2003
Daniel Mennig
Gegen den Tessiner Weinproduzenten Celso Capelli läuft seit Mitte Januar ein Strafverfahren - wegen Verdachts auf Betrug und Fälschung von Dokumenten. Der Grund: Capelli hat rund 12 000 Flaschen italienischen Wein importiert und ihn als Merlot del Ticino mit der Herkunftsgarantie DOC weiterverkauft.
Er habe nur gemacht, was bei anderen im grösseren Stil gang und gäbe sei, behauptet Capelli; konkrete Beweise bleibt er jedoch schuldig.
Illegal 250 000 Lite...
Gegen den Tessiner Weinproduzenten Celso Capelli läuft seit Mitte Januar ein Strafverfahren - wegen Verdachts auf Betrug und Fälschung von Dokumenten. Der Grund: Capelli hat rund 12 000 Flaschen italienischen Wein importiert und ihn als Merlot del Ticino mit der Herkunftsgarantie DOC weiterverkauft.
Er habe nur gemacht, was bei anderen im grösseren Stil gang und gäbe sei, behauptet Capelli; konkrete Beweise bleibt er jedoch schuldig.
Illegal 250 000 Liter verschnitten
Das Konsumentenmagazin «Spendere meglio» und das Tessiner Fernsehen haben im März mehrere Panschereien von Tessiner Winzern öffentlich gemacht. Wie etwa den Fall der renommierten Weinkellerei Delea in Losone. Sie hat 250 000 Liter Merlot del Ticino mit 10 Prozent italienischen Billigweinen verschnitten und damit gegen kantonale Bestimmungen verstossen. Diese erlauben nur, 10 Prozent erstklassigen Wein beizumischen.
Inhaber Angelo Delea verteidigt sich: «Der Verstoss war auf ein Missverständnis zwischen unserem italienischen Lieferanten und uns zurückzuführen.»
Jedoch: Die Kontrolleure fanden in Deleas Keller 13 Verschnittweine zweiter Kategorie. Der Inhaber beteuerte, diese Weine nicht zur Profitmaximierung, sondern nur zur Verbesserung der Qualität eingesetzt zu haben.
Kantonschemiker: «Gesetzesverstoss war kein Versehen»
Auch die Weinkellerei Luisoni in Capolago hatte ihren Merlot del Ticino mit Billigweinen zweiter Kategorie verschnitten: 81 000 Liter, darunter die ganze Jahresproduktion 1999. Auch Eridano Luisoni stritt ab, das Gesetz bewusst verletzt zu haben. «Wir haben unsere Arbeiten im Keller nach bestem Wissen verrichtet.»
Anders beurteilte der Tessiner Kantonschemiker Mario Jäggli den Fall: «Der Gesetzesverstoss war kein Versehen, sondern passierte willentlich.»
Allein Luisoni und Delea verschnitten zusammen 330 000 Liter Merlot del Ticino mit Weinen zweiter Kategorie. Wie viel ist die Herkunftsgarantie Merlot del Ticino DOC noch wert? Winzer Eridano Luisoni zuckt die Schultern: «Was soll ich Ihnen sagen? Ich habe ja die DOC-Bestimmungen nicht erfunden.» Eine ernüchternde Antwort.