Die Lebensversicherung des  Baselbieter saldo-Lesers Serge Voll­mer (Name geändert) lief im Mai aus. Die Police mit dem Namen «Swiss Life Premium Immo Properties» der Swiss Life kom­binierte eine Todesfallrisikoversicherung mit einem Sparteil. Beim Vertrags­ablauf nach zehn Jahren hatte der 72-jährige Kunde von der Swiss Life 79'076 Franken zugut.

Der Versicherer wollte ihm das Geld aber nicht auszahlen. Stattdessen kamen Swiss-Life-Vertreter zu Vollmer nach­ Hause. Sie versuchten, ihm ein neues Produkt schmackhaft zu machen. Sie schlugen vor, das Guthaben aus der Versicherung plus weitere 21'000 Franken, also 100'000 Franken, in den «Swiss Life CapitalPlan» zu investieren. So hätte Vollmer jedes Jahr «voraussichtlich» Auszahlungen von 7361 Franken erhalten.

Der Vertrag lag unterschriftsreif auf dem Tisch, der Vertreter hatte gemäss Vollmer keine vertiefte Abklärung über dessen Vermögen gemacht. Der Versicherungskunde fühlte sich überrumpelt. Er unterzeichnete den Vertrag aber trotzdem, weil er den einstigen Chef der Agentur kannte.

Der abgeschlossene «CapitalPlan» hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Bei Vertragsende im Jahr 2038 wäre Vollmer 87 Jahre alt – und damit bereits in einem Alter, das die Mehrheit der Männer in der Schweiz gar nicht erreicht.

Vollmer hätte monatlich «voraussichtlich» einen Betrag von 614 Franken erhalten. Aber das wäre nicht garantiert gewesen, wie das etwa bei Leibrenten üblich ist (saldo 3/2023). Die 100'000 Franken würden laut Vertrag zurzeit zu 1,7 Prozent verzinst.

Doch solche Zinsen sind  nicht konstant garantiert. Die Swiss Life kann den Zins gemäss Vertrag jederzeit senken – sogar ins Negative auf bis minus 2 Prozent. Über die konkrete Höhe des Zinses werde man Vollmer jeweils per Jahresende im «Leistungsblatt» informieren, versprachen die Versicherungsvertreter. Sie lockten auch mit angeblichen «Überschüssen». Doch diese sind ebenfalls rein hypothetisch, da nicht garantiert.

Garantiert ist ein maximaler Verlust von 2 Prozent

Würde Vollmer den «CapitalPlan» vorzeitig auflösen, weil er etwa dringend Geld bräuchte, bekäme er nur noch den «Auflösungswert». Wie hoch dieser ist, konnte die Swiss Life nicht sagen – wegen des veränderlichen Zinses. Zudem wäre die Versicherung laut Vertrag berechtigt, einen «Abzug für die Kosten des Zinsrisikos» vorzunehmen. Swiss Life garantiert in diesem Auszahlungsplan also keine bestimmten Leistungen. Sie garantiert lediglich einen Minuszins, der nicht unter minus zwei Prozent fällt.

Die Swiss-Life-Vertreter unterliessen es laut Vollmer, die Einkommens- und Vermögenssituation zu analysieren. Vollmer erhält schon heute eine Pen­sionskassenrente von 60'000 Franken pro Jahr. Dazu kommt monatlich eine maximale AHV-Rente von 2450 Franken. Und aus seiner aktiven Zeit als Arbeitnehmer hält Vollmer noch Novartis-Aktien im Wert von über 200'000 Franken.

Kapitalanlage bei Bank bringt mehr

Zusätzlich hat Vollmer Aktien der Versicherer Zürich und Swiss Re im Wert von über 80 000 Franken im Depot. Dazu kommt ein Mischfonds der Basler Kantonalbank im Wert von rund 200'000 Franken. Der Rentner lebt also in guten finanziellen Verhältnissen. Ein zusätzliches Einkommen in Form einer Rente von 600 Franken wäre für ihn ohne Nutzen. Profitiert vom Auszahlungsplan hätten nur die Swiss Life und deren Angestellter, der einige Tausend Franken Provision erhalten hätte.

Swiss Life schreibt auf Anfrage von saldo, dass eine vollumfängliche persönliche Beratung inklusive einer umfassenden Bedarfsabklärung durchgeführt worden sei. Der «CapitalPlan» sei als gute Ergänzung zu der bisherigen finanziellen Situation gewählt worden. Eine erneute Immobilien-­Einmaleinlage sei in diesem Alter nicht mehr sinnvoll und eine zusätzliche Wertschriftenlösung nicht erwünscht gewesen.

Serge Vollmer sah das anders: Er entschied nach Rücksprache mit saldo, sein Kapital selbst anzulegen – und zwar bei einer Bank und nicht bei ­einer Versicherung. Er kündigte den unterschriebenen Vertrag innert 14 Tagen. Seit diesem Jahr ist dies innert dieser Frist ohne Angabe von Gründen möglich.