Ausgeschlafene Schüler lernen besser
Ein späterer Schulbeginn würde nicht nur die Busse und Bahnen entlasten. Teenager wären leistungsfähiger und weniger krank.
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saldo 03/2011
13.02.2011
Letzte Aktualisierung:
15.02.2011
Stefan Schuppli
Die SBB könnten gemäss eigenen Aussagen Hunderte von Millionen Franken pro Jahr sparen, wenn der Arbeitsbeginn der Angestellten nicht zeitlich mit dem Schulbeginn zusammenfallen würde (saldo 2/11).
Ein späterer Schulbeginn brächte für die Schüler und Studenten aber weitere Vorteile: Elisabeth Stark, Romanistik-Professorin an der Universität Zürich, weiss: «W...
Die SBB könnten gemäss eigenen Aussagen Hunderte von Millionen Franken pro Jahr sparen, wenn der Arbeitsbeginn der Angestellten nicht zeitlich mit dem Schulbeginn zusammenfallen würde (saldo 2/11).
Ein späterer Schulbeginn brächte für die Schüler und Studenten aber weitere Vorteile: Elisabeth Stark, Romanistik-Professorin an der Universität Zürich, weiss: «Wissenschaftlich ist erwiesen, dass Jugendliche am morgen länger brauchen als Erwachsene, bis sie auf Touren sind.»
Für Heranwachsende sei das Wecken um 6 Uhr eine «körperliche Tortur», die zu physischen Beeinträchtigungen führen könne. Deshalb würden zahlreiche Teenager die erste Stunde regelmässig am Pult «verschlafen», wenn der Unterricht vor 9 Uhr beginnt.
«Auch ich hatte als Jugendliche am Morgen früh grösste Mühe, dem Unterricht zu folgen.» Nicht nur das: «Mein Körper litt und rebellierte», erinnert sich Stark.
Schule beginnt fast überall in Europa später
Der Basler Schlafforscher Christian Cajochen bestätigt: Die innere Uhr der Teenager tickt anders. «Der Schulbeginn um 7.40 Uhr ist eindeutig zu früh. 80 Prozent der Jugendlichen sind dann auf dem Minimum ihrer Leistungsfähigkeit.»
Das habe wenig oder nichts zu tun mit dem Zeitpunkt des Zubettgehens am Vorabend. «Die Jungen können nicht einfach um halb 10 Uhr ins Bett gehen und auf Befehl einschlafen», sagt er. Seiner Ansicht nach würde schon die Verschiebung des Unterrichtsbeginns um eine halbe Stunde viel bringen.
Ein Experiment in einer Schule in Rhode Island (USA) habe vielversprechende Resultate geliefert: Die Jugendlichen waren aufmerksamer und weniger krank. Eine weitere US-Studie zeigte, dass Jugendliche später am Tag bessere Prüfungen schreiben.
In Europa kennen nur die Schweiz und Polen einen Schulbeginn um 7.30 oder 7.40 Uhr. Deutschland und Island beginnen um 8, fast alle anderen Länder Europas um 9 Uhr – darunter Finnland, der europäische Spitzenreiter bei der Pisa-Studie.
In Basel ist die Verschiebung des Schulbeginns zurzeit aktuell, nachdem das Parlament einen Vorstoss an die Regierung überwiesen hat. Teilweise könnten sogar Eltern von etwas mehr Schlaf am Morgen profitieren.
Denn laut der Zürcher Professorin entspricht die Mehrheit der Menschen dem «Eulentyp»: Er ist am Abend aktiv und braucht morgens bis etwa 7.20 Uhr den erholsamen Tiefschlaf.