Dieses Buch ist kein Ratgeber für Aussteiger, auch wenn der Untertitel ­darauf schliessen lässt: «Wie ein Ende der Konsumkultur uns selbst und die Welt rettet.» Der Autor nennt es ein «Gedanken­experiment». Auf 480 Seiten spielt er durch, was passieren würde, wenn der weltweite Konsum um 25 Prozent zurückginge. «Das ist nicht Science-Fiction», betont er.

Entstanden ist ein facettenreicher ­Wissenschaftsbericht mit Einblicken in die ­Lebensverhältnisse von Menschen rund um den Globus. MacKinnon führt die ­Leser an Orte, deren Einwohner mit viel weniger ­leben als die Bevölkerung im reichen ­Westen. Etwa zu den Jägern in der Kalahari-­Wüste in Namibia, die nur das Nötigste ­besitzen. Nach Japan zu den ­so­genannten «Nichtkonsumenten» – einer wachsenden Zahl junger Leute, die aufgrund der ­stockenden Wirtschaft zu un­freiwilligen Verzichtern geworden sind. Oder nach Bangladesh, wo die Menschen zu Tiefstlöhnen Wegwerfmode für den ­Westen ­produzieren.

MacKinnon befragte auch Psychologen, Ökonomen und Ökologen – und kommt zu einem ernüchternden Schluss: Trotz anderslautender Fakten sei nach wie vor die Idee vorherrschend, «dass Technologie den Klimawandel aufhalten könne, ohne dass wir unseren Lebensstil erheblich ändern müssten». Aus Sicht des Autors eine fatale Weltsicht. Der «erschöpfte Planet» sei nur zu retten, wenn die Wirtschaft auf ein Wachstum von klar unter einem Prozent pro Jahr abgebremst werde, so wie es «über weite Strecken der Menschheitsgeschichte» der Normalfall war. «Es könnte das Ende der uns bekannten Welt sein, aber es wäre nicht das Ende der Welt.»

James B. MacKinnon, «Der Tag, an dem wir aufhören zu shoppen», ­Penguin, München 2021, 480 Seiten,  ca. 30 Franken