Andreas Büchel (Name geändert) aus Kaiseraugst AG ist pensioniert und hat zwei erwachsene Kinder. Seit über 15 Jahren kauft er über die Migros-Bank Aktien – «je nach Bauchgefühl», wie er schreibt. Büchel will wissen, was in seinem Depot zur Diversifizierung fehlt und welche Aktien er allenfalls abstossen soll. Er möchte seinen Erben «ein gutes Portfolio hinterlassen».
Anleger, die an der Schweizer Börse mindestens 14 Jahre lang in Aktien investieren, erzielen statistisch gesehen garantiert einen Gewinn («K-Geld» 4/2022). Andreas Büchel hat sein Geld also richtig angelegt. Ungünstig ist es dagegen, Aktien je nach Bauchgefühl zu kaufen. Denn das führt zu vermeidbaren Kosten, Klumpenrisiken und Doppelspurigkeiten.
Eine Analyse von Büchels Wertschriften zeigt: Das Depot ist sehr schweizlastig. Es enthält 24 Aktien für rund 900'000 Franken. 19 Einzelaktien stammen von bekannten Schweizer Firmen wie ABB, Nestle und Holcim. Dazu kommen zwei strukturierte Produkte. Damit gewähren Anleger der Bank ein Darlehen.
Weiter besitzt Büchel drei passive Aktienfonds, sogenannte Exchange Traded Funds (ETF). Das sind börsengehandelte Indexfonds: Sie bilden einen Börsenindex nach, etwa den Swiss Performance Index (SPI). Dieser umfasst fast alle an der Schweizer Börse gehandelten Aktiengesellschaften des Landes.
Doppelspurigkeiten im Depot vermeiden
Will Büchel wissen, welche Aktien er verkaufen soll, weil sie etwa in den Wertschriften doppelt enthalten sind, dann muss er seine drei Fonds analysieren: In welche Aktien und Regionen sind sie investiert? Das findet er mit Hilfe der internationalen Identifikationsnummer (ISIN) und dem Faktenblatt der Fonds heraus. Dazu benötigt er die ISIN und das Faktenblatt für jeden der drei Fonds. Die ISIN setzt sich aus zwei Buchstaben für das Herkunftsland und zehn Ziffern zusammen.
Eine Suche mit einer ISIN und dem Begriff «fact sheet» führt meist zur Internetseite des Fondsherausgebers. Im Faktenblatt sind die wichtigsten Daten zu den Fonds aufgelistet – auch die Zusammenstellung der Aktien. Die Faktenblätter der drei passiven Indexfonds von Büchel zeigen:
- Der iShares Core SPI ETF bildet den SPI nach. Er umfasst also alle an der Schweizer Börse gehandelten Firmen des Landes. Sämtliche 19 Einzeltitel, die Büchel hält, sind in diesem Fonds bereits dabei. Er kann also die Aktien verkaufen.
- Mit dem UBS ETF S&P 500 ETF (hedged to CHF) A-acc beteiligt sich Büchel am US-Aktienindex S&P 500. Dieser umfasst die Aktien von 500 der grössten US-Firmen.
- Der Amundi Euro Stoxx 50 II CHF Hedged Acc bildet den Euro Stoxx 50 nach, der sich aus 50 grossen börsenkotierten Firmen des Euro-Währungsgebietes zusammensetzt.
Die drei Fonds decken verschiedene Regionen ab. Und sie sind günstig: Die jährlich anfallenden Kosten sind beim langfristigen Anlegen in Fonds zentral. Sie werden als Total Expense Ratio bezeichnet (TER, Gesamtkostenquote). Eine höhere TER als 0,3 Prozent ist fragwürdig. Die Kosten der drei Fonds in Büchels Depot liegen unter 0,25 Prozent.
Andreas Büchel kann sich überlegen, in die aufstrebenden Märkte von Afrika, Asien und Südamerika zu investieren – etwa mit den ETF Vanguard FTSE Emerging Markets ETF Distributing. Mit diesen vier Fonds wäre er weltweit breit aufgestellt. Büchel könnte sein Geld zu je einem Viertel auf die vier Fonds verteilen.
Die SPI- und Vanguard-Fonds zahlen Dividenden regelmässig auf das Konto von Büchel ein. Diese Gewinne sollte er wieder in die Fonds investieren, um so vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Die anderen Fonds behalten die Gewinne automatisch und legen sie in weiteren Anteilen an.
Strukturierte Produkte gehören nicht ins Depot
Strukturierte Produkte dagegen haben in langfristig ausgerichteten Wertschriftenvermögen nichts zu suchen. Denn sie sind sehr teuer (1 Prozent TER), werden nicht von der Finanzmarktaufsicht (Finma) beaufsichtigt und sind nichts anderes als Wetten auf eine bestimmte Kursveränderung, also ein Risiko.
Büchel besitzt zwei solche Produkte, darunter das AMC Tracker-Zertifikat mit dem Basiswert Migros Bank Energy Storage Basket. Nach der Bereinigung ist Büchels Depot von 24 Titeln auf 4 Fonds geschrumpft. Dies bei weniger Kosten und breiterer Risikoverteilung.