Schweizer Ärzte verordneten 2012 für rund 30 Millionen Franken Medikamente, die neue Wirkstoffe enthielten
(saldo 15/13). Letztes Jahr erreichten die Kosten dafür bereits 94 Millionen. Das zeigen neuste Zahlen des Krankenkassenverbands Santésuisse.     

Der Haken: Forscher der Universität Bremen (D) haben nachgewiesen, dass die meisten dieser angeblich innovativen Präparate den Patienten nicht besser helfen als bewährte Medikamente.

Die Forscher analysierten die Studien zu 19 neuen Wirkstoffen, die 2011 auf den deutschen Markt gekommen waren. 14 von ­ihnen sind als Medikament auch in Schweizer Apotheken erhältlich. 

Die Forscher stuften nur zwei Präparate als «therapeutischen Fortschritt» ein: So senkt der Gerinnungshemmer Brillique nachweislich das Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden. Auch das Prostatakrebs-Medikament Zytiga verlängert gegenüber bisherigen Arzneimitteln das Leben der Behandelten und reduziert die Folgen der Krankheit.

Bei den meisten Verschreibungen von neuen Medikamenten fallen die Ärzte jedoch auf die Werbung der Hersteller herein. Die meisten Präparate sind nämlich nicht besser als ältere, kosten aber erheblich mehr. 

Folgende Medikamente bezeichneten die Forscher als «Schein-Innovationen»: Xiapex und Livazo. Ebenso die in der Schweiz noch nicht zugelassenen Präparate Attentin, Fampyra, Trajenta, Sativex und Esbriet. 

Zehn Medikamente bringen Patienten, wenn überhaupt, nur einen begrenzten Zusatznutzen. So senkt das Multiple-Sklerose-Mittel Gilenya zwar die Rate der MS-Schübe besser als die Standardtherapie. Es gibt aber Hinweise, dass das Arzneimittel viele Nebenwirkungen hat. In die gleiche Kategorie fallen Eliquis, Nulojix, Benlysta, Victrelis, Jevtana, Halaven, Yervoy, Trobalt und Incivo.