2012: Vieles wird teurer – und nur weniges billiger
Die Löhne steigen im Jahr 2012 durchschnittlich nur um 1 Prozent. Krankenkassenprämien sowie verschiedene Dienstleistungen von SBB und Post werden deutlich teurer. Die gute Nachricht: Einiges wird auch günstiger – weil die Konkurrenz spielt. Ein Überblick.
Inhalt
saldo 01/2012
13.01.2012
Letzte Aktualisierung:
17.01.2012
Mirjam Fonti
Das wird 2012 teurer
Krankenkasse
Die Krankenkassenprämien steigen laut dem Bundesamt für Gesundheit für Erwachsene 2012 im Schnitt um 2,2 Prozent. Diese Zahl gilt aber nur für Versicherte mit einer Franchise von 300 Franken. Je nach Wohnregion und Krankenkasse kann der Anstieg deutlich höher ausfallen – im Extremfall bis zu 40 Prozent. Einen Aufschlag von durchschnittlich 4,4 Prozent m&uu...
Das wird 2012 teurer
Krankenkasse
Die Krankenkassenprämien steigen laut dem Bundesamt für Gesundheit für Erwachsene 2012 im Schnitt um 2,2 Prozent. Diese Zahl gilt aber nur für Versicherte mit einer Franchise von 300 Franken. Je nach Wohnregion und Krankenkasse kann der Anstieg deutlich höher ausfallen – im Extremfall bis zu 40 Prozent. Einen Aufschlag von durchschnittlich 4,4 Prozent müssen 19- bis 25-Jährige verkraften.
Dafür gehts den Krankenkassen gut. 2010 konnten alle grösseren Kassen einen Gewinn ausweisen: die Groupe Mutuel rund 98 Millionen Franken, die Helsana 84 Millionen, die Swica 26 Millionen und die CSS 10 Millionen Franken.
SBB
Zum Fahrplanwechsel im Dezember haben die SBB die Preise erhöht. Stärker zur Kasse bittet sie insbesondere 1.-Klass-Benutzer und Jugendliche. Ein 1.-Klass-GA wird um 200 Franken oder 3,9 Prozent teurer. Die Tageskarten schlagen für 1.-Klass-Nutzer um 3,7 Prozent auf. Jugendliche, die das Abo Gleis 7 nutzen, müssen fast 25 Prozent draufzahlen. Deutlich aufgeschlagen haben zudem die beliebten Gemeindetageskarten – um 8,8 Prozent.
Der Personenverkehr war für die SBB in den letzten Jahren stets ein lukratives Geschäft (saldo 7/11). Allein im Jahr 2010 schrieben die SBB fast 300 Millionen Franken Gewinn.
Post
Die Post erhöht 2012 diverse Tarife. Der Zuschlag für eingeschriebene Briefe steigt von 4 auf 5 Franken. Eine Nachnahme kostet künftig 23 statt wie bisher 15 Franken. Gar von 15 auf 42 Franken steigt der Tarif für den Nachsendeauftrag bei einem Umzug. Ein Zurückbehalten der Post während zweier Ferienwochen kostet neu 20 statt 10 Franken. Die Preiserhöhungen gelten ab April. Sie sollen der Post 60 Millionen Franken Mehreinnahmen bringen.
Zum Vergleich: 2010 machte die Post einen Gewinn von 910 Millionen.
Mobilfunk
Mobiles Telefonieren wird für die meisten Kunden teurer. Grund: Die Konzerne haben ihre günstigsten Angebote abgeändert oder durch teurere für Vieltelefonierer ersetzt. Die Abonnenten erhalten damit zwar mehr Leistung, benötigen diese aber häufig gar nicht.
Immerhin: Das Marktforschungsunternehmen Gartner erwartet, dass dieses Jahr günstigere Smartphones in die Läden kommen. Dies ermöglicht es den Kunden, ein Handy ohne Abo zu kaufen und ein günstiges Prepaid-Angebot zu nutzen.
Die Swisscom verbuchte 2010 1786 Millionen Franken Gewinn. Orange und Sunrise geben keine Gewinnzahlen bekannt.
Wohnen
Der Mieterverband rechnet damit, dass die Wohnkosten 2012 weiter ansteigen, laut Geschäftsleiterin Regula Mühlebach weit über die allgemeine Teuerung hinaus. 2011 stiegen die Mieten gemäss Mieterverband bei jedem Mieterwechsel um durchschnittlich 13 Prozent. Der Trend werde 2012 anhalten. Für eine kleine Entlastung dürfte die Senkung des Referenzzinssatzes von 2,75 auf 2,5 Prozent sorgen. Dadurch haben Mieter Anrecht auf bis zu 3 Prozent tiefere Mieten. Falls der Vermieter frühere Zinssenkungen nicht weitergegeben hat, liegt noch mehr drin.
Weiter steigen dürften auch die Preise für Wohneigentum. Dies ergab eine Umfrage des Hauseigentümerverbandes unter Immobilienexperten.
Das wird 2012 günstiger
Lebensmittel
In den letzten zwei Jahren sind die Lebensmittelpreise teilweise gesunken – dank der Konkurrenz, den Preisvergleichen der Konsumentenzeitschriften und dem billigeren Euro. «Der Trend wird sich abschwächen, aber anhalten», sagt Thomas Stocker vom Forschungsinstitut BAK Basel Economics AG.
Laut dem Büro für Konsumentenfragen hat der tiefe Euro die Preise bei den Nahrungsmitteln bisher aber nur wenig verbilligt.
Gesundheit/ Körperpflege
Die meisten Körperpflege-Produkte stammen aus dem Ausland, deshalb rechnet Stocker in diesem Bereich mit einem starken Preisrückgang: «Die Unternehmen werden die Wechselkursgewinne verstärkt weitergeben müssen. Das sorgt in der ersten Hälfte 2012 für Preissenkungen.»
Toilettenartikel wurden laut dem Konsumentenpreisindex in den letzten beiden Jahren um 7 Prozent billiger, Medikamente um 11 Prozent.
Benzin/Erdöl
Die Rohölpreise werden laut BAK leicht zurückgehen. Es ist also damit zu rechnen, dass die Preise für Benzin und Erdöl zumindest nicht steigen.
Davon geht auch Shell-Chef Peter Voser aus. In einem Interview in der Zeitung «Sonntag» sagte er, die Nachfrage nach Öl werde etwas zurückgehen, wodurch der starke Preisanstieg der letzten Monate gestoppt werde.
Textilien/Bekleidung
Das Forschungsinstitut BAK geht davon aus, dass Textilien 2012 leicht günstiger werden. Der Grund: «Die Schweizer kaufen Kleidung häufig im Ausland, das spricht gegen eine Preiserhöhung in der Schweiz», sagt Thomas Stocker.
Laut Konsumentenpreisindex sank der Preis bei der Bekleidung in den letzten zwei Jahren um 5 Prozent.
Einrichtungen/ Haushalt/Küche
Hier gilt dasselbe wie bei den Textilien. Weil der Preisdruck hoch ist, können die Unternehmen kaum höhere Preise durchsetzen. Vielmehr sind sie gezwungen, die Preise langsam ans Ausland anzupassen. Laut Index sanken die Möbelpreise in den letzten beiden Jahren um 4 Prozent.
Reisen
Laut Konsumentenpreisindex sanken die Preise für Pauschalreisen in den letzten beiden Jahren um 15 Prozent. Der zurzeit tiefe Euro und Dollar ermöglicht den Schweizer Reiseveranstaltern eine weitere Senkung. Ob der Währungsvorteil an die Kunden weitergegeben wird, entscheidet die Konkurrenzsituation. Walter Kunz, Geschäftsführer des Schweizer Reisebüro-Verbandes rechnet damit, dass Reisearrangements 2012 durchschnittlich bis zu 20 Prozent günstiger sind als 2011.
Tipps: So können Sie sparen
- Miete: Verlangen Sie von Ihrem Vermieter gestützt auf die Senkung des Referenzzinssatzes eine Mietzinssenkung. Den Musterbrief dazu findet man online auf www.ktipp.ch.
- Krankenkasse: Auf www.saldo.ch finden Sie unter › «Service» › «Rechner» einen Franchisenrechner, um zu schauen, welche Franchise über 5 Jahre gesehen ideal ist.
- Handy-Abos: Mit einem passenden Prepaid-Angebot kann man je nach Nutzungsverhalten gut und gerne bis zu zehnmal weniger zahlen als mit einem Abonnement. Das passende Angebot kann man zum Beispiel auf www.abochecker.ch ermitteln.