SBB: Satter Gewinn dank den Bahnreisenden
Im Personenverkehr erzielten die SBB im letzten Jahr einen Gewinn von knapp 300 Millionen Franken. Trotzdem sollen die Kunden noch mehr bezahlen.
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saldo 07/2011
10.04.2011
Letzte Aktualisierung:
12.04.2011
Stefan Schuppli
Die SBB sind zu beneiden: Eigentlich wären sie ein Bahn-Unternehmen. Aber sie können es sich leisten, ungefähr gleich viel für die Pensionskasse auszugeben wie für das Rollmaterial. Und am Ende des Jahres unter dem Strich noch mehrere hundert Millionen Franken Gewinn einzufahren.
Der Reihe nach: Noch nie haben die SBB so viele Passagiere transportiert wie letztes Jahr. 950 000 Passagiere waren täglich unterwegs – 54 000 mehr als im ...
Die SBB sind zu beneiden: Eigentlich wären sie ein Bahn-Unternehmen. Aber sie können es sich leisten, ungefähr gleich viel für die Pensionskasse auszugeben wie für das Rollmaterial. Und am Ende des Jahres unter dem Strich noch mehrere hundert Millionen Franken Gewinn einzufahren.
Der Reihe nach: Noch nie haben die SBB so viele Passagiere transportiert wie letztes Jahr. 950 000 Passagiere waren täglich unterwegs – 54 000 mehr als im Vorjahr. Daraus resultierten auf der Einnahmenseite für die SBB erfreuliche Zahlen.
Der Gesamtertrag im Personenverkehr belief sich auf 2,62 Milliarden Franken, die Einnahmen waren 121 Millionen höher als im Vorjahr. Insgesamt resultierte im Personenverkehr ein Gewinn von 293 Millionen Franken (Vorjahr 281 Millionen).
Anders beim Güterverkehr: Zwar steigerte die Güterbahn die Verkehrsleistung um 12 Prozent auf 50 Millionen Tonnen, doch verringerten sich die Einnahmen. Das heisst: Im Güterverkehr sanken im letzten Jahr die Einnahmen pro Tonne Transportgut, während die Billettpreise beim Personenverkehr stiegen. SBB Cargo fuhr einen Verlust von 64 Millionen Franken ein (Vorjahr: 63 Millionen Franken).
Der Gewinn im Personenverkehr zahlt die Cargo-Defizite
Neben dem Personenverkehr ist auch der Immobilienbereich der SBB hochrentabel. Bei einem Umsatz von 686 Millionen verzeichnete er einen Betriebsgewinn von 247 Millionen. Das ergibt eine stolze Marge von 36 Prozent.
Unter dem Strich weist die Konzernrechnung der SBB einen Gewinn von 298 Millionen Franken aus. Das Plus im Personenverkehr hat den Verlust im Güterverkehr bei weitem kompensiert. Die SBB überwiesen übrigens im Jahr 2010 zusätzlich zu den normalen Arbeitgeberleistungen 938 Millionen an die Pensionskasse.
Das ist insgesamt fast so viel, wie das neue Rollmaterial kostete (966 Millionen). Dies, obwohl auch die Bundeskasse gemäss Beschluss des Parlaments Anfang 2011 1,15 Milliarden Franken in die Pensionskasse einzahlte. Der Deckungsgrad der SBB-Pensionskasse lag 2010 bei 91,7 Prozent. Durch die Einzahlung der Bundesgelder wird er sich nochmals verbessern.
Marktanteil im Frachtbereich noch mehr gesunken
Die erfreulichen Jahreszahlen der SBB sind nicht neu. Seit Jahren sprudeln die Gewinne im Personenverkehr, seit Jahren ist der Güterverkehr defizitär. SBB Cargo häufte seit 2003 fast 600 Millionen Verluste an.
Der Frachtbereich kommt trotz zahlreicher Sanierungen und Restrukturierungen nicht auf einen grünen Zweig. Dagegen haben die SBB-Benützer im Personenverkehr in den letzten acht Jahren für Gewinne von insgesamt 1,56 Milliarden Franken gesorgt. Das sind im Durchschnitt rund 200 Millionen Franken pro Jahr.
Trotzdem klagte SBB-Chef Andreas Meyer in den vergangenen zwei Wochen fast täglich in den Medien über zu wenig Geld und verlangte höhere Billettpreise. Ganz nach der Devise: Lerne klagen, ohne zu leiden.
Seine Vorgesetzte, Bundesrätin Doris Leuthard, leistet Schützenhilfe: Sie will den SBB jährlich 300 Millionen zusätzlich für die Schienennutzung in Rechnung stellen. Diese Summe wollen die SBB den Kunden belasten, obwohl der jährliche Gewinn in dieser Höhe liegt.