Viel Schaumschlägerei mit Badezusätzen
Badezusätze sollen pflegen, entspannen sowie Körper und Geist ins Lot bringen. Doch ein saldo-Test zeigt: Einige Hersteller bieten nicht mehr als schöne Worte.
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saldo 6/2003
02.04.2003
Sigrid Cariola
Die Auswahl der Badezusätze in Parfümerien, Drogerien und Warenhäusern ist gross. Die Produkte versprechen Entspannung für den rastlosen Körper und die schmerzenden Glieder und sollen obendrein die Haut pflegen. Coops Atlantis Bad will die Konsumentin «in die Welt des Orients entführen», Colgate-Palmolive möchte sie «mit einer Aura von Ruhe und Frieden» umhüllen, und Belherbal von Migros sorgt ganz prosaisch für «natürlich schöne Haut».
saldo wollte wissen, wie es...
Die Auswahl der Badezusätze in Parfümerien, Drogerien und Warenhäusern ist gross. Die Produkte versprechen Entspannung für den rastlosen Körper und die schmerzenden Glieder und sollen obendrein die Haut pflegen. Coops Atlantis Bad will die Konsumentin «in die Welt des Orients entführen», Colgate-Palmolive möchte sie «mit einer Aura von Ruhe und Frieden» umhüllen, und Belherbal von Migros sorgt ganz prosaisch für «natürlich schöne Haut».
saldo wollte wissen, wie es um die Qualität der Badezusätze bestellt ist, und liess 17 Produkte im Labor untersuchen. Ausgewählt wurden neben Klassikern wie Fenjal auch neue Produkte, die wie Colgate-Palmolive ihre aroma-therapeutische Wirkung hervorheben.
Im Vordergrund bei der Untersuchung stand die Hautverträglichkeit der Badezusätze. Das CTL Labor im deutschen Bielefeld prüfte zunächst, ob die Produkte Formaldehyd oder entsprechende Abspalter enthalten. Formaldehyd kann die Schleimhäute reizen und allergische Reaktionen auslösen. Die Substanz gilt als Krebs verdächtig. In Kosmetika eingesetzt, soll sie die Schimmel- und Fäulnisbildung verhindern.
Des Weiteren wurden der pH-Wert und der Anteil an Tensiden gemessen. Tenside sind seifige Substanzen, die in beinahe allen Reinigungsmitteln vorkommen - im Waschpulver ebenso wie in Shampoo und Zahnpasta.
Die Ergebnisse sind unterschiedlich. Zwei Produkte enthalten Formaldehyd beziehungsweise Stoffe, die Formaldehyd abspalten: das Anti-Stress-Bad von Colgate-Palmolive und der Vanille-Badezusatz von Yves Rocher.
Andrea Richter von Colgate Palmolive zeigt sich über das Ergebnis nicht erstaunt: «Ursache ist das Konservierungsmittel DMDM Hydantonin - und das ist zugelassen.» Das trifft zu. Die Schweiz hob 1995 die zulässige Höchstkonzentration von 0,25 auf den EU-Wert von 0,6 Prozent an.
Überrascht reagierte hingegen Yves Rocher. «Bewusst setzen wir solche Substanzen nicht ein», erklärt Presseverantwortliche Sabine Fesenmayr. Im Labor des Unternehmens will man nun nach möglichen Ursachen suchen.
Alle Badezusätze mit akzeptablem pH-Wert
Erfreulich fiel das Resultat bei der pH-Wert-Messung aus. Fast alle Badezusätze bewegen sich um den haut-neutralen pH-Wert von 5,5. «Die Hersteller haben Fortschritte gemacht», sagt CTL-Chemiker Helmut Meyer. «Kein Produkt schlägt in den basischen Bereich aus.» Substanzen, die über 7,5 hinausgehen, zerstören den natürlichen Säureschutzmantel der Haut. Im Test wiesen ausgerechnet die Ölbäder die höchsten pH-Werte auf. Sie kompensieren dieses Manko aber durch ihren hohen Anteil an pflanzlichen Ölen.
Tenside: «12 bis 15 Prozent reichen völlig aus»
Ölbäder enthalten übrigens keine oder fast keine Tenside. Die anderen Badezusätze listen diese Substanzen (vor allem Natrium Laureth Sulfat) gleich nach Wasser (Aqua) als Hauptbestandteil auf. Besonders hohe Tensid-Anteile enthalten die Schaumbäder von Migros, Bodyshop und Mann & Schröder - nämlich rund 25 Prozent. Tenside bringen das Wasser zum Schäumen, doch dass solche Menge nötig sind, um einen guten Schaum-effekt zu erzielen, hält Helmut Meyer für zweifelhaft. «12 bis 15 Prozent reichen völlig aus - mit doppelt so viel Tensiden bekomme ich nicht doppelt so viel Schaum.»
Tenside haben einen gravierenden Nachteil: Sie trocknen die Haut aus und können reizend wirken. «Für Menschen mit trockener oder empfindlicher Haut sind Ölbäder eindeutig besser», bestätigt Volker Junghans, Oberarzt der auf Hauterkrankungen spezialisierten Alexanderhausklinik in Davos.
Ölbäder: Teuer, aber besser für die Haut
Gemäss seiner Erfahrung führen neben Konservierungsmitteln am ehesten die Duftstoffe zu allergischen Reaktionen. Und da ist die Natur nicht in jedem Fall besser als die Chemie. «Wer allergisch auf Beifusspollen reagiert», so Junghans, «sollte Bäder mit Kamille und Arnika meiden.»
Bei der Wahl eines Badezusatzes ist für viele Konsumentinnen und Konsumenten auch der Preis ein Kriterium. Ölbäder sind vergleichsweise teuer, 100 Milliliter kosten mindestens 5 Franken. Schaumbäder sind bereits ab 80 Rappen zu haben (Tonga, Coop), die Preisskala scheint allerdings nach oben hin offen. So kostet das Produkt von Payot Fr. 12.80 pro 100 Milliliter. «Mit den Inhaltsstoffen lassen sich solche Unterschiede nicht erklären. Die Zusammensetzung der Schaumbäder ist sehr ähnlich», stellt Helmut Meyer klar.
Die Unterschiede liegen vor allem in der Verpackung. Während die teureren Produkte auch optisch etwas hergeben, erinnert das Tonga-Fläschchen doch eher an ein Spülmittel.
Mit Vorsicht zu geniessen sind auch die versprochenen therapeutischen Effekte. «Nur natürliche ätherische Öle können über den Geruchssinn und die Haut wirken und etwa Stress abbauen», betont Marianne Luder. Die Hebamme, die am Oberaargauer Spital in Langenthal ätherische Öle bei der Geburtsvorbereitung einsetzt, weiss, dass gerade günstige Produkte auch künstliche statt natürliche Aromen enthalten.
«Wir versprechen keinen therapeutischen Effekt»
Doch selbst wenn die Hersteller echte ätherische Öle einsetzen, heisst das noch lange nicht, dass sie dies auf sinnvolle Weise tun. Colgate-Palmolive setzt für sein Anti-Stressbad auf Lavendel, Ylang Ylang und Patchouli. Nach Ansicht von Marianne Luder gäbe es wirkungsvollere Kombinationen. «Da wurden einfach die bekanntesten Düfte zusammengerührt.» Colgate-Palmolive ficht das nicht an. Pressefrau Andrea Richter: «Die Bezeichnung "Aroma Therapy" soll lediglich zeigen, dass diese Produktelinie ätherische Öle enthält. Wir versprechen keinen therapeutischen Effekt, uns geht es nur um Hautpflege.»
Sonnenfilter inklusive
Eine grosse Zahl von Badezusätzen wird in durchsichtigen Verpackungen aus Plastik oder Glas angeboten. Um den Inhalt vor Lichteinflüssen zu schützen, setzen die Hersteller eine Filtersubstanz zu: Benzophenone. Dieser Stoff, der auch in einigen Sonnenschutzmitteln enthalten ist, kann zu Hautreizungen und Allergien führen.
Benzophenone-4 deklariert haben folgende Produkte: Blue Harmony von Nivea, Atlantis von Coop, Belherbal Eukalyptus von Migros, Vanilla Bath von Bodyshop und das Anti-Stress-Bad von Colgate-Palmolive.
Nivea Patchouli enthält nach Herstellerangaben Benzophenone-3.
Kneipp und Biokosma schützen ihre Ölbäder mit einer Kartonverpackung vor Licht.
Individuell: Die Hausmischung
Aromabäder lassen sich ganz einfach selbst herstellen. Einige Tropfen ätherischen Öls mit etwas Honig oder Rahm, Olivenöl oder Meersalz mischen und ins Badewasser geben. Ätherisches Öl nie direkt ins Wasser träufeln, denn es löst sich nicht auf, kann zu Hautreizungen führen und die Beschichtung der Wanne angreifen.
Acht Tropfen reichen für ein Vollbad aus, für Kinder genügen 2 bis 4 Tropfen. Ein Bad sollte etwa 20 bis 30 Minuten dauern. Einige Öle wie Zitrusöle sind hautreizend und photosensibel, man darf sich nach dem Bad nicht der Sonne aussetzen.
Reine Öle sind von künstlichen Gemischen nur schwer zu unterscheiden. Die Fläschchen sollten mit dem lateinischen Namen bezeichnet sein, die genaue Herkunftsbezeichnung und ein Verfalldatum tragen. Achtung: Ätherische Essenzen sind nicht das Gleiche wie ätherische Öle. Erstere sind in Alkohol gelöst. Ätherische Öle hingegen werden durch Wasserdampfdestillation aus Pflanzenzellen gewonnen. Weil dieses Verfahren aufwändig ist, sind wenig ergiebige Pflanzenextrakte sehr teuer. So kosten 5 Milliliter Jasminöl rund 70 Franken, anatolische Rose sogar 150 Franken. Lavendelöl ist bereits ab 6 Franken erhältlich.
Da echte ätherische Öle auf das körperliche und geistige Befinden abzielen, sollte man sich über das verwendete Aroma und seine Eigenschaften informieren.
Weitere Infos unter www.frauenklinik-sro.ch/aroma oder im Archiv von www.hobbythek.defsieh