Wimperntusche: Nicht jede ist ein Volumenwunder
Wimpern mit viel Volumen: Das versprechen viele Produkte. Der saldo-Test zeigt: Die Unterschiede sind riesig.
Inhalt
saldo 06/2011
27.03.2011
Letzte Aktualisierung:
29.03.2011
Gertrud Rall
Neben Lippenstift gehört die Wimperntusche zu den wichtigsten Schminkutensilien einer Frau. Beim Kauf spielen persönliche Erfahrung und Geschmack eine grosse Rolle, die Vorlieben betreffend Bürstchen, Hülsendicke usw. sind verschieden.
Einzig bei der Farbwahl herrscht Einigkeit: Der unangefochtene Favorit ist Schwarz. Es soll die Augen besonders gross und ausdrucksvoll erstrahlen lassen. saldo wollte wissen, ob Wimperntusche neben optischen Vorteilen auch gesun...
Neben Lippenstift gehört die Wimperntusche zu den wichtigsten Schminkutensilien einer Frau. Beim Kauf spielen persönliche Erfahrung und Geschmack eine grosse Rolle, die Vorlieben betreffend Bürstchen, Hülsendicke usw. sind verschieden.
Einzig bei der Farbwahl herrscht Einigkeit: Der unangefochtene Favorit ist Schwarz. Es soll die Augen besonders gross und ausdrucksvoll erstrahlen lassen. saldo wollte wissen, ob Wimperntusche neben optischen Vorteilen auch gesundheitliche Nachteile hat.
Ausserdem: Welche Produkte halten punkto Volumensteigerung ihre vollmundigen Versprechen und erzeugen tatsächlich ein «magic», «extra», «super», «colossal» oder gar «explosive volume»?
Um Volumensteigerung und Schadstoffe zu ermitteln, wurden zehn schwarze, wasserlösliche Volumen-Mascaras – eingekauft bei Grossverteilern, Warenhäusern, Discountern oder Drogerien – in zwei Laboratorien geschickt.
Das erfreuliche Ergebnis vorweg: Im Gegensatz zu früheren Tests fand das Labor diesmal bei keiner der Wimperntuschen krebserregendes Nitrosodiethanolamin (NDELA). Auch Formaldehyd und dessen Abspalter wurden nur noch bei drei Produkten und in Form gesundheitlich unbedenklicher Spuren gefunden (siehe unten «Kriterien»).
Anita Linster von Astor verspricht trotzdem: «Wir arbeiten zurzeit daran, die mögliche Quelle für die Formaldehydspuren in der Mascara Big & Beautiful zu identifizieren, um diese in Zukunft weiter zu reduzieren und möglichst ganz ausschliessen zu können.»
Die Industrie lernt also offenbar immer noch dazu. Mit Blick auf die gesuchten Schadstoffe können jedenfalls alle zehn Produkte guten Gewissens benutzt werden. Weniger einheitlich dagegen sieht das Testergebnis bei der Volumensteigerung aus.
Getuschte Wimpern wirken allein schon deshalb länger, weil die Mascara die meist hellen Wimpernspitzen sichtbar macht. Um herauszufinden, um wie viel das Wimpernvolumen zunimmt, hat saldo einen Test mittels Lasertechnik durchführen lassen.
Naturkosmetik mit bescheidenem Volumeneffekt
Das Ergebnis ist verblüffend: Die Volumensteigerung der zehn Mascaras variiert zwischen 68 Prozent bei dem Naturkosmetikprodukt von Sante und 966 Prozent bei Extra-Volume Collagen+ von L’Oréal.
Während also der Testsieger von L’Oréal das Volumen fast verzehnfacht, schafft die Mascara Volume von Sante – dem teuersten Produkt im Test – kaum mehr, als die Wimpern schwarz zu färben. Dies, obwohl auf der Verpackung mit einer «neuen Rezeptur für mehr Volumen» geworben wird.
Dazu Heiko Patzer, Forschungsleiter bei Logocos, der deutschen Herstellerfirma von Sante: «Als Naturkosmetik-Anbieter verzichten wir auf synthetische Stoffe, deshalb fällt der Volumeneffekt geringer aus als bei konventionellen Produkten. Bei der Arbeit mit natürlichen Ausgangsstoffen sind dem Ergebnis natürliche Grenzen gesetzt.»
Und was sagt die Firma Beiersdorf zur beworbenen «Volumenmaximierung um 300 Prozent» ihrer Mascara Nivea Beauté Volume Nanodefinition und dem im Test ermittelten Wert von 159 Prozent?
Die eigene «objektiv-mathematische Messmethode» per Mikroskop und Computer habe eine durchschnittliche Volumenmaximierung von 307 Prozent errechnet, so Daniel Münster von Beiersdorf. Die Differenz zum saldo-Testergebnis könne er sich nicht erklären.
Kriterien
Das Institut Dr. Schrader Creachem in Holzminden (D) hat die Volumenzunahme durch die Mascaras mit In-vitro-Tests ermittelt. Dazu wurden unbehandelte, asiatische Haare benutzt, deren Eigenschaften den Wimpern sehr ähneln.
Pro Produkt wurde das Volumen von 30 Einzelhaaren vor und nach dem mehrmaligen Auftragen der Mascara per Lasertechnik ermittelt. Die Note «sehr gut» gab es für über 400 Prozent Volumensteigerung, ein «gut» für mehr als 200 Prozent und ein «genügend» für weniger als 200 Prozent Volumensteigerung.
Das Labor Eurofins in Hamburg (D) hat die Wimperntuschen auf folgende Stoffe untersucht:
- Formaldehyd: Konservierungsstoff, der die Atemwege angreift und Krebs auslösen kann. Ausserdem stark allergen. Dennoch ist er in Kosmetika bis zu einer Konzentration von 0,2 Prozent (2000 mg/kg) erlaubt.
- Nitrosodiethanolamin (NDELA): Gehört zur Gruppe der als krebserregend geltenden Nitrosamine. NDELA kann auftreten, wenn bestimmte Inhaltsstoffe miteinander reagieren oder Rohstoffe damit verunreinigt sind. Kosmetika dürfen nicht mehr als 10 Mikrogramm NDELA pro Kilogramm enthalten.