Laut Schätzungen sind letztes Jahr weltweit mehr als 19 Millionen Tablet-Computer verkauft worden. Für das Jahr 2011 erwarten Marktforscher fast eine Verdreifachung des Absatzes. Was macht die Geräte so attraktiv?
Sie sind klein und leicht und lassen sich über einen Touchscreen bedienen. Ihr Bildschirm ist mit einer Diagonale von 7 oder 10 Zoll (17,78 respektive 25,40 cm) eher klein – aber deutlich grösser als jener von Smartphones. Die Tablet-Computer eignen sich weniger fürs Büro als für die heimische Couch.
Besonders bei Filmen, Musik, Büchern, Zeitungen und Spielen können Tablet-Computer ihr Talent voll ausreizen. WLAN und UMTS sorgen im Idealfall für die Verbindung ins Internet. Mit einigen Geräten lässt sich auch fotografieren und telefonieren.
Die vielen, für die Geräte entwickelten Programme (Apps) bieten ein Reservoir an unzähligen Einsatzmöglichkeiten. Fürs Schreiben von längeren Texten eignen sie sich nicht, die Touchscreen-Tastatur ist zu umständlich. Apple gab mit dem iPad im Frühjahr 2010 den Startschuss für die neue Produktgattung.
Inzwischen liegen ähnliche Geräte anderer Hersteller im Regal. saldo prüfte die Qualitätsunterschiede und hat sechs Modelle zwischen 399 und 976 Franken ins Labor Müller-BBM in Planegg bei München (D) geschickt. Das Labor testete, wie es um Handhabung, Bild- und Tonqualität, Kompatibilität sowie Stromverbrauch bestellt ist (siehe unten).
iPad punktet mit guter Bildqualität und sehr langer Betriebszeit
Fazit: Zwei Geräte erhalten das Gesamturteil «gut», drei sind genügend und eines ungenügend. Testsieger mit der Gesamtnote 5,0 ist das iPad von Apple, knapp gefolgt vom Galaxy Tab von Samsung. Das teuerste Gerät im Test, das auf Windows basierende Touchpad B 10 von Hanvon, erreichte nur das Urteil «genügend».
Das iPad und das Galaxy Tab verfehlten bei der Bewertung der Handhabung nur knapp ein «sehr gut». Zu den wenigen Schönheitsfehlern, die die Tester fanden, zählen die mangelnde Rutschfestigkeit beider Geräte und die mittelmässige Bedien- und Lesbarkeit bei horizontaler Benutzung.
Betreffend Bildqualität bei Fotowiedergabe – insbesondere beim Zoomen – fällt das Galaxy Tab leicht ab. Bei der Kompatibilität erreicht das iPad nur ein knappes «genügend». Denn doc-, txt- und xls-Dateien lassen sich zwar als E-Mail-Anhänge ansehen, nicht aber direkt auf das Gerät übertragen.
Das Galaxy Tab wiederum eignet sich nicht unbedingt für Musikfans, da die Tonqualität nur knapp genügt. Beim Stromverbrauch und bei der Betriebszeit ist das iPad mit über sechs Stunden Ausdauer pro Ladung einsame Spitze.
So liefern sich die beiden Geräte ein Kopf-an-Kopf-Rennen. Aufgrund der guten Darstellung und Tastatur eignet sich das iPad für den Multimedia-Einsatz. Diese Vorteile mögen auch über kleine, ausstattungsbedingte Einschränkungen (keine Kamera, kein flashfähiger Browser) hinwegtrösten.
Wem dagegen neben soliden Basisfunktionen Telefon und Kamera wichtig sind, der ist mit dem Galaxy Tab ebenfalls gut bedient. Im Mittelfeld des Tests landeten Archos, Hanvon und Toshiba. Ein grosser Nachteil beim Archos 70 liegt im kleinen Display und einer geringen Bildauflösung.
Auch die Klangqualität genügt nicht. Stromverbrauch und Handhabung hingegen sind gut, besonders im Vergleich zum Hanvon Touchpad B 10, das mit nur zwei Stunden die kürzeste Betriebszeit erzielte. Akustisch ist auch dieses Gerät kein Highlight, sodass sich der Anschluss von Kopfhörern – wie bei fast allen Geräten – empfiehlt.
Notenabzüge für die Geräte von Toshiba und Viewsonic
Gerade noch ein «genügend» erreicht das Toshiba Folio 100: Fotos werden unscharf dargestellt, das Display ist extrem winkelabhängig. Wie die anderen Konkurrenten im Mittelfeld bietet dieses Gerät keinen echten Hörgenuss.
Einen zusätzlichen Notenabzug erhält das Folio 100, weil der USB-Anschluss beim Testgerät nicht zuverlässig funktionierte. Funktionsmängel führten auch beim Viewpad 10 von Viewsonic zu Abzügen. Unter dem Betriebsprogramm Android setzte beim Testgerät das WLAN aus.
Das Viewpad konnte aber auch sonst nicht überzeugen: Die Lautstärke wird per Einstellmenü statt per Tasten geregelt, beim Schreiben verdunkelt sich der Hauptbildschirm, und die Tastatur verursacht häufig Fehler. Der unausgereifte Eindruck mag an der Betriebssystem-Version Android 1.6 liegen. Zurzeit ist nicht bekannt, wann es ein offizielles Update auf die Version 2.2 geben wird.
So wurde getestet
Das Labor Müller-BBM in Planegg bei München (D) hat für saldo die Tablet-Computer nach folgenden Kriterien getestet:
Handhabung
- Lassen sich Betriebssystem, Netzwerk- und allenfalls UMTS-Zugang einfach einrichten?
- Ist die Gebrauchsanleitung ausführlich und verständlich?
- Sprechen Touchscreen und Software-Tastatur gut an?
- Wie gut lässt sich das Gerät bei horizontalem Betrieb nutzen? Ist es rutschfest, lässt es sich gut lesen?
- Sind Bedienelemente logisch und funktional angeordnet?
- Funktionieren vorinstallierte Applikationen (Apps) wie E-Mail, Musik-Player, Browser, Notizbuch und allenfalls Youtube und E-Book-Reader?
- Ist ein App-Store installiert? Wie einfach zugänglich und übersichtlich ist dieser?
Bildqualität
- Wie gut werden Farbe, Schärfe, Helligkeits- und Kontrastverteilung von Videos und Fotos wiedergegeben?
- Werden Internetseiten mit Text und Bild gut und übersichtlich dargestellt?
- Beeinflusst helles Licht die Lesbarkeit des Displays?
- Welchen Einfluss hat es, wenn das Gerät zum Beispiel flach auf dem Tisch liegt?
Kompatibilität:
- Können alle gängigen Musik-, Foto-, Video- und Dokumentendateien gelesen werden?
- Funktionieren drahtlose Verbindungen zu WLAN, UMTS, Bluetooth und GPS?
Tonqualität:
- Wie ist der Klang der Lautsprecher und allenfalls der mitgelieferten Kopfhörer?
Stromverbrauch/Betriebszeiten:
- Nach welcher Zeit ist das Gerät hochgefahren und einsatzbereit?
- Wie lange dauert der Ladevorgang und wie viel Strom verbraucht er?
- Wie lange hält ein voll geladener Akku?
Ausführliche Informationen zum Test können Sie hier downloaden.
Vor- und Nachteile: Was die Tablet-Computer alles können
Die technischen Merkmale sowie Stärken und Schwächen der Geräte aus den Testresultaten im Überblick:
Apple iPad 16G WiFi + 3G
+ E-Book- und PDF-Darstellung möglich
+ lange Betriebszeit von sechs Stunden
+ Schalter für Stummschaltung
+ assisted GPS in Verbindung mit UMTS
+ sehr gute Fotowiedergabe
+ App-Store mit 350 000 Anwendungen
- Browser unterstützt kein Flash
- keine Speichererweiterung möglich
- keine integrierte Kamera
- kein USB-Datentransfer
- Darstellung von Word- und Excel-Dateien nur als E-Mail-Anhang
- keine Telefonfunktion
- nur zwei Video-Formate (H264-mov und H264-mp4) abspielbar
- sehr knappe Kurzanleitung
Samsung Galaxy Tab GT-P 1000
+ Telefonfunktion (UMTS-Anbindung)
+ assisted GPS in Verbindung mit UMTS
+ mitgeliefertes Headset
+ integrierte Kameras für Foto und Video
+ Speichererweiterung möglich
+ PDF, Word, Excel und E-Book-Reader vorhanden
+ gutes Benutzerhandbuch, auch als PDF-Download
+ Browser unterstützt Flash
+ vorinstallierter App-Store
+ «Swype»-Funktion (Buchstaben werden durch Ziehen des Fingers über die Bildschirm-Tastatur verbunden)
- kein USB-Host
- schlechte Foto-Bildqualität insbesondere beim Zoomen
- schlechte Rutschfestigkeit
- mittelmässige Klangqualität
Archos 70 Internet Tablet
+ Speichererweiterung möglich
+ ausklappbare Stütze für Foto- und Videowiedergabe
+ Lautstärke- und Powertaste
+ HDMI-Verbindung zu TV möglich
+ gute Kompatibilität mit Musik- und Videodateien
+ mitgelieferte Kopfhörer
+ Cursor-Tasten erleichtern Korrektur bei Eingabe
+ integrierte Kamera (Foto/Video), vor allem für Selbstporträts
- keine Telefonfunktion
- kein GPS
- Display mit geringer Auflösung (800 x 480 Pixel)
- keine Anzeigesoftware für PDF-, Word- oder ExcelDateien oder für E-Books
- Browser unterstützt kein Flash
Hanvon Touchpad B 10
+ Windows 7
+ Bedienung über Touchscreen und integrierte Maus möglich
+ kann USB-Speichergeräte lesen
+ Speichererweiterung möglich
+ Kamera vorhanden, vor allem für Selbstporträts
+ die meisten Bild-, Musik- und Videoformate können wiedergegeben werden
- Windows 7
- keine Umstellung der Systemsprache im laufenden Betrieb möglich
- relativ grosses Gewicht (Festplatte 250 GB)
- keine automatische Seitendrehung
- keine Software für Kamera vorhanden
- keine Darstellung von PDF-, Word- oder Excel-Dateien
- bei horizontalem Betrieb eingeschränkte Lesbarkeit des Displays
- relativ lange Einschaltzeit
- kurze Betriebszeit
- lauter Lüfter
Toshiba Folio 100
+ Speichererweiterung möglich
+ Lautstärke-, Ein-/Aus-Schalter sowie Schalter zur Tastenverriegelung
+ HDMI-Ausgang
+ USB-Host und USB-Client
+ integrierte Kamera (Foto/Video), aber vor allem für Selbstporträts
+ E-Book-Reader
+ Anzeigesoftware für PDF-, Word- und Excel-Dateien
- Winkelprobleme Display
- keine Wiedergabe von MKV-codierten Videos; ebenfalls nicht abspielbar: AVI- und MOV-Formate, wenn mit H 264 Codec erzeugt
- kein flashfähiger Browser
- keine separate Youtube-App erhältlich
- kein Multitouch im Browser möglich
- unübersichtliche Kurzanleitung
- integrierte Notizfunktion («Evernote») nur mit Netzzugriff sinnvoll
Viewsonic Viewpad 10
+ wählbares Betriebssystem (Android 1.6/Windows 7)
+ Speichererweiterung möglich
+ integrierte Kamera (Foto/Video), aber vor allem für Selbstporträts
- keine Lautstärketaste
- kein USB-Client
- keine Anzeigesoftware für PDF-, Word- oder Excel-Dateien oder für E-Books
- keine Video-Formate abspielbar
- Kurzanleitung nur für Windows
- bei Texteingabe im Querformat Verdunklung des Hauptbildschirms
- Tastatur produziert häufig Fehler
- geringe Betriebszeit von drei Stunden
- hoher Stromverbrauch im Standby-Modus
- störender Lüfter
- unangenehmer Geruch
Weitere Informationen und technische Details auf www.saldo.ch