Nicht nur auf die Pixel kommt es an
Inhalt
saldo 2/2002
30.01.2002
Die Verkaufszahlen von digitalen Fotoapparaten sind in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt. Aber: Im Test zeigte sich, dass keine von 17 Digitalkameras in allen Kriterien zu glänzen vermochte.
Noch vor kurzem schafften sich nur PC-Freaks eine Digitalkamera an. Heute wagen immer mehr ambitionierte Hobbyfotografen den Sprung in die digitale Welt. Denn die digitalen Fotoapparate sind erschwinglich geworden - sie kosten oft nicht mehr als vergleichbare Kleinbild-Spiegelreflexk...
Die Verkaufszahlen von digitalen Fotoapparaten sind in den letzten Jahren in die Höhe geschnellt. Aber: Im Test zeigte sich, dass keine von 17 Digitalkameras in allen Kriterien zu glänzen vermochte.
Noch vor kurzem schafften sich nur PC-Freaks eine Digitalkamera an. Heute wagen immer mehr ambitionierte Hobbyfotografen den Sprung in die digitale Welt. Denn die digitalen Fotoapparate sind erschwinglich geworden - sie kosten oft nicht mehr als vergleichbare Kleinbild-Spiegelreflexkameras. Und: Ihr Auflösungsvermögen wird immer besser.
17 Kameras mit 2 bis über 5 Millionen Bildpunkten (Pixel) mussten im Gemeinschaftstest der Fédération Romande des Consommateurs (FRC) und der europäischen Konsumentenorganisationen Farbe bekennen. Aber keine der zwischen 850 und 2500 Franken teuren Kameras gefiel den Testern wirklich gut. Immerhin: Acht Geräte erreichten die Note «genügend bis gut».
Farbwiedergabe: Gute Noten für die meisten Kameras
So wie Autofahrer mit Pferdestärken prahlen, loben Digitalfotografen die Pixel ihrer Kamera. Aber viele Pixel allein garantieren noch kein gestochen scharfes Bild. Wichtig ist auch, in welcher Qualität die Kamera die Daten komprimiert. Denn: Im Test zeigte sich, dass die Minolta Dimage 7 - das teuerste Modell mit den meisten Bildpunkten - beim Kriterium Bildauflösung zwar die Note «gut» erhielt. Aber die Kamera musste sich dieses Ergebnis mit sieben weiteren Modellen, die allesamt weniger Pixel haben, teilen: Casio QV-4000, Sony MVC CD300, Canon Powershot G2, Olympus C-4040 Zoom, Fuji Fine Pix 4800 Zoom, Sony DSC-S85 und Fuji Fine Pix 50i. Sie alle schossen Bilder der gleichen Qualität. Nicht so Nikon Coolpix 775, Pentax Optio 330 und Kodak DX 3600 - diese drei Kameras schnitten beim Kriterium Bildauflösung mangelhaft ab.
Erfreulich das Testergebnis in Sachen Farbwiedergabe: Knapp die Hälfte aller Kameras gaben die Farben wirklichkeitsnah wieder, was ihnen die Note «gut» eintrug. Nur zwei Modellen gelang es nicht, die Farben originalgetreu abzubilden: Fuji Fine Pix 50i und Canon Powershot G2 mussten sich mit der Note «mangelhaft» zufrieden geben.
Fuji Fine Pix 50i: Bilder am Rand deutlich dunkler
Im Test wurde, um die Farbwiedergabe der Kameras zu überprüfen, die Automatikfunktion gewählt. Die manuelle Einstellung (Belichtung, Farbe, Verschlusszeit, Empfindlichkeit) erfordert mehr Geduld und Kenntnisse, dafür aber lässt sich die Farbechtheit der Bilder verbessern.
Mit der Helligkeitsverteilung hatte die Fuji Fine Pix 50i am meisten Mühe - sie erhielt bei diesem Kriterium die Note «mangelhaft». Die Testbilder waren nicht gleichmässig ausgeleuchtet und wurden gegen den Rand hin deutlich dunkler. Generell gilt: Mit kurzen Brennweiten lässt sich nur schwer eine optimale Helligkeitsverteilung erreichen - schlecht ausgeleuchtete Bilder sind meist der Preis einer mittelmässigen Optik.
Um festzustellen, ob das aufgenommene Bild durch das Objektiv verzerrt wird oder nicht, wurden kalibrierte geometrische Balken fotografiert. Hier hatte keine Kamera Mühe. Viermal verteilten die Tester gar die Bestnote «sehr gut»: Casio QV-4000, Canon Powershot G2, Canon Digital Ixus V und Sony DSC-S85. Auch die andern dreizehn Modelle konnten sich mit dem Ergebnis «gut» sehen lassen.
Wie gut der Autofokus einer Kamera arbeitet, prüften die Tester bei schlechten Lichtbedingungen. Es wurde festgestellt, ob die Apparate bei misslichen Lichtverhältnissen in der Lage sind, auf einen Punkt zu fokussieren, und wie lange sie dafür benötigen. Hier gab es deutliche Unterschiede: An Schärfe zu wünschen übrig liessen die Bilder der Minolta Dimage S304 - sie erhielt die Note «mangelhaft». Fünf Kameras hingegen glänzten mit einem sehr guten Autofokus: Casio QV-4000, Canon Digital Ixus V, Canon Powershot A20, Nikon Coolpix 995 und Sony DSC-P50.
Handhabung: Alle Kameras generell gut
Neben der Bildqualität wurde auch grosses Gewicht auf die Handhabung der Fotoapparate gelegt. Ein Testteam von fünf Personen beurteilte die Gebrauchsanweisungen, Einstellungen, Anzeigen und andere Handgriffe, die zum Gebrauch der Kameras nötig sind. Die meisten getesteten Kameras verfügen sowohl über eine Papierversion wie auch eine elektronische Version (PDF) der Gebrauchsanweisung. Die Tester beurteilten den Inhalt aller Anleitungen generell als gut. Mit einer Ausnahme: Die schriftliche Anleitung der Kodak DX 3600 enthält lediglich den Hinweis, wie die digitale Gebrauchsanweisung zu installieren ist. Eine vollständige Papierversion existiert nicht - für Laien ist das wenig praktisch. Deshalb musste sich die Kodak DX 3600 mit dem Urteil «mangelhaft» begnügen.
Das Labor beurteilte auch die Geschwindigkeit, mit der die Daten von der Kamera zum Computer transferiert werden. Mit einem USB-Kabel (Universal Serial Bus) dauert das Übermitteln eines Bildes zwischen 10 und 20 Sekunden. Bis auf die Konica Digital Revio KD 3002 sind alle Kameras mit einem solchen Kabel ausgerüstet.
Schlusslichter waren die beiden Minolta-Modelle: Sie brauchten beinahe zehnmal länger als ihre Konkurrentinnen - was ihnen die Note «ungenügend» bescherte. Auch der Kodak DX 3600 und der Canon Digital Ixus V reichte es nur zu einem «genügend». Diese Kameras waren die schnellsten: Casio QV-4000, Sony MVC-CD 300, Olympus C-4040 Zoom, Pentax Optio 330 und Konica Digital Revio KD 300Z.
Die Tester prüften weiter, ob das Sucher- und Monitorbild mit der tatsächlichen Aufnahme übereinstimmt. Hier zeigte sich, dass die Bilder präziser sind, wenn der Monitor zugleich als elektronischer Sucher dient. Die beiden präzisesten Modelle mit der Note «sehr gut» waren Sony MVC-CD300 und Minolta Dimage 7. Als mangelhaft wurde hingegen die Präzision der Fuji Fine Pix 4800 Zoom beurteilt.
Akku-Leistung: Sehr grosse Unterschiede
Auch die Akkus wurden unter die Lupe genommen. Die Tester wiederholten mit den voll geladenen Akkus einen bestimmten Prüfzyklus so lange, bis die Kameras ihren Dienst versagten. Viermal verteilten die Tester die Note «ungenügend»: an Konica Digital Revio KD 300Z, Sony DSC-P50, Minolta Dimage 7 und Minolta Dimage S304. Mit diesen Apparaten liessen sich gerade mal 83 respektive 57, 52 und 59 Bilder schiessen, bevor der Akku schlapp machte. Zum Vergleich: Mit den als sehr gut beurteilten Casio QV-4000 und Canon Powershot G2 liessen sich bis zu 389 Fotos machen.
Kamerawahl auf Verwendungszweck abstimmen
Mit Ausnahme der Canon Powershot A20 können alle Digitalkameras Videosequenzen von 6 bis 30 Sekunden Länge aufnehmen. Obwohl sich bei einigen Modellen die Bildauflösung einstellen lässt, lassen sich die Aufnahmen nicht mit jenen von digitalen Videorekordern vergleichen. Canon Digital Ixus V und Pentax Optio 330 schnitten als Einzige genügend ab.
Die Auswahl an Digitalkameras ist sehr gross, der Test zeigt jedoch, dass keine perfekt ist. Dennoch: Je nach Verwendungszweck kann ein Modell ideal sein. Wer etwa die Kamera häufig unterwegs braucht, wird das Augenmerk auf Grösse, Gewicht und Kapazität des Akkus legen. Für Sportfotos oder Schnappschüsse ist in erster Linie ein schneller Apparat gefragt. Sollen digitale Aufnahmen in hochwertiger Fotoqualität ausgedruckt werden, empfiehlt sich eine Kamera mit möglichst guter Bildauflösung. Wer Bilder vor allem im Internet oder zum Versenden via E-Mail verwendet, braucht das Pixel-Rennen nicht mitzumachen. Für diese Zwecke genügen günstige Kameras mit weniger hoher Auflösung.
Jeannette Büchel
Technik - So funktioniert die digitale Kamera
Bei der Digitalkamera steckt an Stelle des Films gleich hinter dem Objektiv ein CCD-Chip (Charge Coupled Device). Auf dem nagelgrossen Sensor befinden sich winzige, lichtempfindliche Silizium-Elemente, die das einfallende Licht in elektrische Impulse umwandeln. Das Bild wird so in einzelne Punkte aufgelöst. Diese Bildpunkte, so genannte Pixel, bestimmen die Bildschärfe: je mehr Pixel, desto schärfer das Bild. Beim Drücken des Auslösers werden die digitalisierten Daten auf einer Speicherkarte zwischengelagert. Via Kabe- kommen die Bilder in den Computer, wo sie sich bearbeiten lassen. Der Vorteil: Die Bilder lassen sich sofort ausdrucken oder per E-Mail versenden - der Umweg über das Fotolabor entfällt.