Neben Brötchenduft liegt auch ein Schadstoff in der Luft
Nur 3 von 12 Toastern überzeugen im saldo-Test. Bedenklich: Manche Geräte geben bedeutende Mengen krebserzeugendes Formaldehyd an die Umgebung ab.
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saldo 7/2007
18.04.2007
Jeannette Büchel
Schon seit Urzeiten wird Brot geröstet. Bereits die alten Ägypter machten über dem offenen Feuer ihr Brot haltbar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten elektrischen Toaster auf den Markt. Damals hiessen die Geräte noch Brotröster. saldo hat getestet, wie es um die Qualität von modernen Toastern bestellt ist.
Die TÜV Rheinland Group in Köln (D) hat die zwölf Toaster einem grossen Praxis- und Sicherheitstest unterzogen. Geprüft wurde die Funktion der Geräte, di...
Schon seit Urzeiten wird Brot geröstet. Bereits die alten Ägypter machten über dem offenen Feuer ihr Brot haltbar. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kamen die ersten elektrischen Toaster auf den Markt. Damals hiessen die Geräte noch Brotröster. saldo hat getestet, wie es um die Qualität von modernen Toastern bestellt ist.
Die TÜV Rheinland Group in Köln (D) hat die zwölf Toaster einem grossen Praxis- und Sicherheitstest unterzogen. Geprüft wurde die Funktion der Geräte, die Schadstoffabgabe sowie die Sicherheit. Fazit: Mängel gibt es bei der Handhabung. So lässt sich bei einigen Geräten der Bräunungsgrad des Brotes nur schlecht einstellen, bei andern werden die Brotscheiben ungleichmässig braun. Zudem gelangt beim Toasten die krebserzeugende Substanz Formaldehyd in die Raumluft - bei manchen Geräten sogar in bedenklichen Mengen. Immerhin weist keines der Geräte bedeutende Sicherheitsmängel auf.
Formaldehyd ist eine farblose, stechend riechende, bei Zimmertemperatur gasförmige Substanz. Sie wirkt keimtötend, konservierend und desinfizierend. Der Stoff wird in riesigen Mengen produziert und kommt in vielen Produkten zur Anwendung, unter anderem in Farben, Lacken, Desinfektionsmitteln, Möbeln, Bodenbelägen und Kosmetika. Die meisten Toaster enthalten Mineralfaserplatten mit Kunstharz, an welchen die Heizdrähte befestigt sind. Aus diesen Platten kann beim Erhitzen Formaldehyd entweichen.
Formaldehyd-Abgabe: Intertronic-Toaster am schlechtesten
«Formaldehyd ist gesundheitsschädlich, es reizt die Schleimhäute und kann Krebs im Nasenrachenraum auslösen, wenn es eingeatmet wird», schreibt das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BFR). Dabei sei die schädliche Wirkung von Formaldehyd abhängig von dessen Konzentration. Die Behörde hat deshalb einen sogenannten Safe-Level von 0,1 ppm (parts per million) eingeführt. «Bei wiederholter, deutlicher Überschreitung dieses Wertes können gesundheitliche Risiken bestehen», so BFR-Präsident Andreas Hensel.
Auch das schweizerische Bundesamt für Gesundheit (BAG) empfiehlt, dass die Formaldehyd-Konzentration in Wohnräumen 0,1 ppm nicht überschreitet. Bei empfindlichen Personen können jedoch bereits tiefere Konzentrationen zu Reizungen und Asthma-Beschwerden führen.
In einer speziellen Prüfkammer haben die TÜV-Experten gemessen, wie viel Formaldehyd die Toaster nach zwei Stunden Betriebszeit abgeben. Diese Messung fand nicht im Neuzustand statt, die Toaster gelangten erst in die Prüfkammer, nachdem sie bereits zwei Stunden in Gebrauch waren.
Am wenigsten Formaldehyd entwich aus den Toastern von Philips und Tefal: Die Werte dieser beiden Geräte lagen unter 0,2 ppm.
Mit 0,91 und 0,92 ppm sehr hohe Konzentrationen fanden die Experten bei Miostar Rondo und Rotel Toastamat. Weitaus am meisten Formaldehyd gelangte jedoch aus dem Intertronic-Toaster in die Raumluft: Hier massen die Tester 1,19 ppm.
Toaster mit Quarz-Heizelementen sind frei von Formaldehyd
Die bei den Toastern gemessenen Werte liegen zum Teil deutlich über dem Safe-Level des BFR. Allerdings wurde beim saldo-Test auch sehr streng gemessen, denn in der Prüfkammer existierte kein Luftwechsel. Anders ist das im Haushalt: Durch Türen und Fenster, die geöffnet und geschlossen werden, gelangt ständig frische Luft in einen Raum. Zudem ist man beim Toasten nur wenige Minuten und nicht mehrere Stunden der Formaldehyd-Belastung ausgesetzt.
«Für den Verbraucher ist entscheidend, wie viel Formaldehyd in der Raumluft ist, die er regelmässig einatmet. Dabei spielen kontinuierliche Quellen wie verleimte Holzwerkstoffe, Klebstoffe oder gewisse Anti-Schimmel-Farben eine wesentlich wichtigere Rolle als kurze Konzentrationsspitzen», erklärt Sabine Helfer vom BAG. Dennoch: saldo ist der Ansicht, dass eine krebserzeugende Substanz grundsätzlich nicht in die Raumluft gehört, und hat deshalb die drei Geräte mit der besonders hohen Formaldehyd-Ausgasung abgewertet.
Um die Belastung möglichst gering zu halten, empfiehlt es sich, nach dem Toasten zu lüften oder den Dampfabzug einzuschalten. Wer sicher sein will, dass aus seinem Gerät kein Formaldehyd entweicht, kauft sich am besten einen Toaster mit Quarz-Heizelementen. Diese Geräte sind zwar etwas teurer, laut den TÜV-Experten geben sie aber kein Formaldehyd ab. Man erkennt diese Toaster daran, dass die Heizleiter mit Glas oder Keramik isoliert sind.
Reinigung: Fast alle Geräte mit Krümelschublade
Auch im Praxistest sind manche Toaster nicht über alle Zweifel erhaben. Bei folgenden Modellen waren die Toastbrote bereits in mittlerer Heizstufe teilweise verbrannt, auf der höchsten Stufe sogar vollständig: Technostar Cool Touch, Miostar Rondo, Fust Primotecq, Durabase Crusty Plus, Tefal Delfini und Rowenta Family. Dafür erhielten sie beim Kriterium Bräunungseinstellung die Note «mangelhaft». Auch gelingt es nicht mit allen Toastern, das Brot schön gleichmässig zu bräunen. Technostar und Durabase schnitten bei diesem Prüfpunkt mangelhaft ab.
Die meisten Geräte verfügen über eine sogenannte Krümelschublade, die herausgezogen und gereinigt werden kann. Etwas umständlicher ist das Reinigen bei Technostar, Durabase und Rowenta. Diese drei Geräte haben eine Öffnung im Boden, die sich aufklappen lässt. Allerdings muss der Toaster dazu vom Tisch angehoben werden.
Wenig Anlass zur Kritik gab es beim Prüfpunkt Brotentnahme. Sie funktioniert bei allen Toastern gut, bei manchen Geräten lässt sich der Auswurf noch etwas anheben, was bei kleinen Brotstücken von Vorteil ist.
Sicherheit: Alle Geräte mit guten Noten
Punkto Sicherheit stellte der TÜV allen Geräten ein gutes Zeugnis aus. Die Aussenwände der Toaster sind ausreichend isoliert, sodass man sich daran nicht die Finger verbrennen kann. Auch die elektrische Konstruktion war tadellos. Schliesslich überprüften die Tester noch, was passiert, wenn eine Brotscheibe im Gerät verklemmt. Alle Toaster bestanden diesen Test: Das Brot verkohlte zwar, aber die Geräte gingen nicht in Flammen auf.
saldo konfrontierte die Hersteller mit den Testergebnissen. Monika Zander von Interdiscount: «Die Messung der Formaldehyd-Werte können wir intern nicht sicherstellen.» Das Thema sei neu für Interdiscount und man wolle mit dem Lieferanten nach Möglichkeiten suchen, um die Werte zu reduzieren.
Auch Hans Schmid von Rotel AG zeigte sich überrascht von den hohen Formaldehyd-Werten. Den geprüften Toaster habe der TÜV in China auf Schadstoffe untersucht und als in Ordnung attestiert. Dieser Prüfbericht liegt saldo vor, allerdings ist er bereits vier Jahre alt und es ist nicht genau erkennbar, ob es sich um das identische Toaster-Modell handelt. Rotel wolle dem Punkt künftig aber spezielle Beachtung schenken.
Erstaunt über die Formaldehyd-Befunde des Miostar-Toasters ist man auch bei Migros. Martina Bosshard schreibt: «Wir werden gemeinsam mit unserem Prüflabor und unserem Lieferanten eigene Untersuchungen anstellen und gegebenenfalls Massnahmen ergreifen.»
Anh Mai Le Tanh von der Groupe Seb, welche die Geräte von Rowenta und Tefal vertreibt, macht darauf aufmerksam, dass die Bräunung des Brotes nicht nur vom Gerät, sondern auch von der Feuchtigkeit, der Dicke und dem Stärkegehalt des Brots abhängig sei.