Strompreise: Riesige Unterschiede
Schweizer Haushalte können nicht wählen, von wem sie Strom beziehen. Umso stossender sind die hohen Preisunterschiede: Je nach Wohnort kostet der Strom bis fünfmal mehr als in anderen Gemeinden.
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saldo 15/2012
21.09.2012
Letzte Aktualisierung:
27.09.2012
Yves Demuth
Nächstes Jahr sinken die Strompreise für Schweizer Haushalte im Durchschnitt um 1 Prozent. Ein Haushalt in der Walliser Gemeinde Zwischenbergen-Gondo zahlt dann für Strom nur gerade Fr. 195.75. Wer im waadtländischen Vallée de Joux wohnt, muss happige Fr. 1215.90 auslegen – also rund das Sechsfache. Das zeigt der Preisvergleich der eidgenössischen Strommarktaufsicht Elcom.
Die Elcom geht dabei von einem durchschnittlichen Verbrauch von 45...
Nächstes Jahr sinken die Strompreise für Schweizer Haushalte im Durchschnitt um 1 Prozent. Ein Haushalt in der Walliser Gemeinde Zwischenbergen-Gondo zahlt dann für Strom nur gerade Fr. 195.75. Wer im waadtländischen Vallée de Joux wohnt, muss happige Fr. 1215.90 auslegen – also rund das Sechsfache. Das zeigt der Preisvergleich der eidgenössischen Strommarktaufsicht Elcom.
Die Elcom geht dabei von einem durchschnittlichen Verbrauch von 4500 Kilowattstunden (kWh) aus – dies für eine 5-Zimmer-Wohnung mit Elektroherd und Tumbler, aber ohne Elektroboiler. Im Preis eingerechnet ist die verbrauchsunabhängige Grundgebühr, die je nach Gemeinde unterschiedlich hoch ist.
Weshalb der riesige Unterschied von gut 1000 Franken? Zwischenbergen-Gondo kann die günstigsten Haushaltstarife der Schweiz von 4,35 Rappen pro kWh nur anbieten, weil das lokale Elektrizitätswerk Gratisenergie aus den Speicherkraftwerken auf Gemeindegebiet bezieht. Zudem ist das Verteilnetz der Gemeinde amortisiert. Und das Elektrizitätswerk ist Teil der Gemeindeverwaltung, muss also keinen Gewinn abliefern.
Zürcher Stromversorger gehören der öffentlichen Hand
Doch tiefe Preise sind auch ohne Gratisenergie möglich. Dies belegen die Tarife im Kanton Zürich, die 2013 zu den günstigsten der Schweiz zählen werden: Der kantonale Versorger EKZ verlangt für 4500 kWh rund 740 Franken, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich EWZ 720 Franken. Im Vergleich zum Schweizer Durchschnittspreis müssen Zürcher Haushalte 2013 somit pro Jahr 150 beziehungsweise 130 Franken weniger zahlen. Grund: «Wir müssen den Aktionären keine Dividende ausrichten. Deshalb können wir allen Kunden jährlich einen Bonus von zurzeit 6 Prozent auszahlen», so EKZ-Chef Urs Rengel.
Tatsächlich: Die EKZ sind vollständig im Besitz der öffentlichen Hand – im Unterschied zu anderen grossen Stromversorgern wie der Bernischen BKW, der Westschweizer Romande Energie oder der Alpiq-Tochter SES Sopraceneri im Tessin. Alle drei sind börsenkotierte Unternehmen.
Eine Studie der EKZ von 2009 belegt, dass die Tarife von Stromversorgern mit privaten Aktionären deutlich höher sind als jene von Elektrizitätswerken, die zu 100 Prozent Gemeinden und Kantonen gehören. Dies gilt laut Rengel auch für 2013, denn: «Wenn die Gewinnerwartung der Aktionäre hoch ist, sind auch die Tarife tendenziell höher.»
In acht Kantonen ist Strom günstiger – dank Vertrag von 1914
Die Haushaltsstrompreise von BKW, Romande Energie und SES betragen nächstes Jahr denn auch 21,46 bis 24,58 Rappen pro kWh, liegen also klar über dem Landesdurchschnitt. Das ergibt bei 4500 kWh Jahresverbrauch gegenüber Stadtzürcher Haushalten 240 bis 380 Franken Mehrkosten.
Renato Tami, Geschäftsführer der Strommarktaufsicht Elcom, nennt einen Hauptgrund für die günstigeren Strompreise in der Nordostschweiz: den Gründungsvertrag zwischen dem Stromkonzern Axpo und dessen Besitzern, den Kantonen Aargau, Appenzell Ausserrhoden, Glarus, Schaffhausen, St. Gallen, Thurgau, Zug und Zürich. Darin wird ihnen eine günstige Stromversorgung garantiert. Renato Tami: «Der Vertrag von 1914, der noch immer gültig ist, hat einen starken Service-public-Aspekt. Das gibt es in anderen Kantonen nicht, weshalb die Tarife dort im Durchschnitt meist höher sind.»
Strompreisvergleich unter: www.strompreis.elcom.admin.ch