Stinkende Töffs: Behörden müssen Gas geben
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saldo 9/2000
10.05.2000
Ja, ich gebs zu. Ich bin auch einer von denen. Und deshalb ziemlich erschrocken, als mir mein Redaktionskollege Andreas Grämiger die Wahrheit eröffnete.
Ich gestehe. Ich bin Besitzer einer der letzten Dreckschleudern in diesem Land. Mein "Stinkstiefel", wie sich Kollege Grämiger auszudrücken beliebt, ist ein wunderschöner schwarzer Cruiser mit 650 ccm. Und der stinkt zum Himmel. Ich als Töfffahrer habe es mir von mir selber als Kassensturz-Moderator sagen lassen müssen. Ke...
Ja, ich gebs zu. Ich bin auch einer von denen. Und deshalb ziemlich erschrocken, als mir mein Redaktionskollege Andreas Grämiger die Wahrheit eröffnete.
Ich gestehe. Ich bin Besitzer einer der letzten Dreckschleudern in diesem Land. Mein "Stinkstiefel", wie sich Kollege Grämiger auszudrücken beliebt, ist ein wunderschöner schwarzer Cruiser mit 650 ccm. Und der stinkt zum Himmel. Ich als Töfffahrer habe es mir von mir selber als Kassensturz-Moderator sagen lassen müssen. Keine einfache Situation, glauben Sie mir.
Nach dem ersten Schrecken die schnelle Ausrede: Wenn die paar Motorräder in der Schweiz zusammen gleich stark stinken wie die 3,3 Millionen Autos, dann beweist das, dass die Autos unheimlich "sauber" geworden sind. Toll. Doch der Trost hält nicht lange. Es folgt die Wut auf die Behörden, die nicht in der Lage sind, griffige Grenzwerte durchzuziehen, und die auf eine internationale Lösung warten und umweltbewusste Motorradfahrer damit trösten, dass Töffs weniger Kohlendioxid ausstossen als Autos.
Mit Verlaub: Eine etwas offensivere Haltung würde unseren Behörden wohl anstehen. Denn mit der laschen Haltung tun sie niemandem einen Gefallen. Der Umwelt sowieso nicht. Aber auch nicht den vielen Töff-Freaks, die ihrem Hobby lieber mit sauberen Maschinen und gutem Gewissen frönen würden.
Einen Gefallen tun die Behörden nur der Motorradindustrie, die sich noch mehr Zeit lassen kann, endlich flächendeckend moderne Motorräder anzubieten.
Ueli Schmezer