Schnurlos-Telefone: Massive Strahlung in der Stube
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Gesundheitstipp 10/2002
01.10.2002
Immer mehr Leute klagen über gesundheitliche Beschwerden wegen digitaler schnurloser Telefone. Der Grund: Elektrosmog. Jetzt warnen auch Experten: «Die Industrie zwingt uns eine fragwürdige Technik auf.»
Thomas Grether thgrether@pulstipp.ch
Digitale schnurlose Telefone strahlen bis zu 200-mal stärker, als die Wissenschaftsdirektion des EU-Parlaments empfiehlt. Nach dem Artikel in der letzten Ausgabe des Puls-Tipp meldeten sich viele Leser, die ihre gesundheitli...
Immer mehr Leute klagen über gesundheitliche Beschwerden wegen digitaler schnurloser Telefone. Der Grund: Elektrosmog. Jetzt warnen auch Experten: «Die Industrie zwingt uns eine fragwürdige Technik auf.»
Thomas Grether thgrether@pulstipp.ch
Digitale schnurlose Telefone strahlen bis zu 200-mal stärker, als die Wissenschaftsdirektion des EU-Parlaments empfiehlt. Nach dem Artikel in der letzten Ausgabe des Puls-Tipp meldeten sich viele Leser, die ihre gesundheitlichen Beschwerden auf ihre schnurlosen Telefone zurückführen.
Ein drastisches Beispiel ist Willy Kummer, 67, aus Bern. Der Rentner bekam Schwindelanfälle und Kopfschmerzen. Sein Herz begann zu rasen. «Ich mass mit einem Pulsmesser 188 Schläge pro Minute, obwohl ich ruhig im Wohnzimmer sass.»
Eine lebensbedrohliche Situation. Voller Sorge habe er seiner Frau zugerufen, dass er vielleicht sterben müsse. Kurz zuvor hatte er sich noch topfit gefühlt. «Ich treibe Sport, gehe regelmässig ins Fitnesscenter - jetzt aber fühlte ich mich plötzlich miserabel.»
Kinder leiden häufig unter Schwindel und Ängsten
Das war Anfang September. Kummer ahnte nicht, dass ein kurz zuvor installiertes, schnurloses Telefon diese Anfälle verursachen könnte. «Ich begann stattdessen, an mir selbst zu zweifeln.» Eines aber sei ihm aufgefallen: Immer wenn er das Wohnzimmer verliess, wo die Basisstation des Telefons stand, schwächten sich die Symptome ab. Als er den Bericht im Puls-Tipp las, ging ihm ein Licht auf. «Ich steckte das Gerät sofort aus, und kurze Zeit später waren alle Beschwerden verschwunden.»
Wie alarmierend die Situation ist, weiss auch Wolfgang Maes, Baubiologe und Elektrosmog-Experte aus Neuss (D). Er hat für die Zeitschrift «Öko-Test» die Strahlung der Telefone gemessen und zusammen mit Ärzten viele Fälle dokumentiert. Darunter sind Menschen jeden Alters. Drei Beispiele:
Ein 38-jähriger Notar bekommt plötzlich Kopfschmerzen, leichten Bluthochdruck und Herzrasen. Er kann nicht mehr schlafen. Sein Arzt verschreibt ihm Beruhigungsmittel. Daraufhin weist ein Spezialist in seiner Wohnung starke Mikrowellen nach - vom Schnurlos-Telefon des Nachbarn verursacht. Maes: «Die Symptome sind verschwunden, nachdem der Nachbar das Telefon ausgesteckt hat.»
Häufig sind auch Kinder betroffen. Die 5-jährige Susanne klagt über Ängste, Schweissausbrüche und Schwindel. Sie macht nachts plötzlich wieder ins Bett. Und Marcel, 8, kratzt sich ein halbes Jahr lang immer wieder die Haut blutig, besonders nachts. Auch hier strahlte die Basisstation eines digitalen Schnurlos-Telefons, direkt neben den Kinderzimmern. Maes: «Die Familien trennten die Telefone vom Netz. Innert kurzer Zeit erholten sich die Kinder vollständig.»
Wissenschaftler warnen schon lange vor Elektrosmog und den möglichen schweren gesundheitlichen Folgen:
- 1997 berichtete der australische Mediziner und WHO-Strahlenexperte Michael Repacholi, dass Lymphknotenkrebs bei Mäusen doppelt so häufig auftritt. Er hatte sie neun Monate lang zweimal täglich eine halbe Stunde lang den Strahlen von Handys ausgesetzt. Handys funktionieren gleich wie digitale Schnurlos-Telefone - mit gepulsten Mikrowellen.
- Solche Mikrowellen können beim Menschen die Blut-Hirn-Schranke öffnen. Sie schützt das Gehirn vor schädigenden Stoffen aus dem Blutkreislauf. Dies zeigt eine 1999 veröffentlichte Untersuchung der Professoren Leif Salford und Arne Brun von der schwedischen Lund-Universität. Die Befürchtung der Forscher: Proteine, die über das Blut ins Hirn gelangen, könnten Immundefekte wie Multiple Sklerose verursachen.
- Handy-Strahlen beeinflussen die Hirnfunktionen des Menschen: Zu diesem Schluss kamen im Jahr 2000 Schlafforscher des Instituts für Pharmakologie und Toxikologie der Universität Zürich. Sie setzten Versuchspersonen nachts immer wieder 15 Minuten lang elektromagnetischen Strahlen aus. Die Hirnstromwellen veränderten sich während Stunden.
Strahlenbelastung ist in etwa gleich hoch wie bei Handys
«Die Industrie zwingt uns diese Technik auf und macht uns zu Versuchskaninchen. Sie setzt uns einer Gefahr aus, deren letzte Konsequenz niemand kennt», sagt Elektrosmog-Experte Maes. Gegen Handy-Masten gebe es immer wieder Einsprachen, gegen schnurlose Telefone kaum. «Fast niemand weiss, dass es sich um eine vergleichbare Strahlenbelastung handelt.»
Auf Geräten von Herstellern wie Siemens, Philips, Panasonic oder Ascom fehlt ein deutlicher Vermerk, dass die Geräte strahlen können. Ernst Zwahlen, Geschäftsführer vom Ascom-Gerätehersteller Swissvoice AG wiegelt ab: «Ob die elektromagnetischen Felder von DECT-Basisstationen ein gesundheitliches Risiko darstellen, ist derzeit nicht bekannt.» Aber auch Zwahlen rät: «Zur Vorsorge kann ein Daueraufenthalt in unmittelbarer Nähe zur Basisstation vermieden werden.»
Willy Kummer hat das Ascom-Telefon Avena 235 verwendet. Mit einer Strahlung von 18 750 µW ist es im «Öko-Test»-Vergleich eines der am stärksten strahlenden Telefone. «Unser Gerät liegt unter dem in der Schweiz zulässigen Grenzwert», sagt Swissvoice-Geschäftsführer Ernst Zwahlen. Was zu denken gibt: Die Basisstationen der schnurlosen Telefone strahlen pausenlos, Tag und Nacht, mit voller Leistung. Die Mikrowellen gehen durch Mauern hindurch, wobei sie sich etwas abschwächen. Wenn man telefoniert, strahlt auch der Hörer, und zwar in der gleichen Stärke wie die Basisstation - nur direkt am Kopf.
Dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) ist es nicht mehr wohl bei der Sache: Es lässt dieser Tage die Strahlung von schnurlosen Telefonen messen.
Telefone ohne gefährliche Strahlung
Wer Elektrosmog vermeiden will, telefoniert mit einem analogen CT1+- Gerät. Der Puls-Tipp offeriert Leserinnen und Lesern Telefonapparate zum Spezialpreis.
Hersteller setzen längst auf digitale Schnurlos-Telefone. Diese Geräte sind zwar im Gegensatz zu analogen Geräten abhörsicher. Doch punkto Sprachqualität und Reichweite unterscheiden sie sich kaum.
- Digitale schnurlose Telefone erkennt man an der Bezeichnung «DECT-Standard». Schauen Sie in der Bedienungsanleitung nach oder fragen Sie den Hersteller oder Fachhändler.
- Aus gesundheitlicher Sicht unproblematische schnurlose Telefone sind mit «CT1+» beschriftet. In der Schweiz werden sie praktisch nicht mehr vertrieben. Eine Ausnahme ist die schwedische Firma Doro Audioline.
- Wenn Sie auf Ihr DECT-Gerät nicht verzichten wollen: Stellen Sie die Basisstation möglichst weit weg von Räumen, in denen Sie sich oft aufhalten. Sie können auch ein gewöhnliches Telefon mit langem Kabel verwenden, um freier telefonieren zu können.
So kommen Sie zu einem CT1+ -Gerät
Die Firma Doro Audioline AG bietet Leserinnen und Lesern des Puls-Tipp in einer Aktion zwei schnurlose Telefone an - 20 Franken günstiger als der Richtpreis. Punkto Elektrosmog sind diese Geräte unproblematisch - sie entsprechen dem CT1+-Standard. Die Aktion gilt bis am 15. November 2002. Der Unkostenbeitrag an Porto und Verpackung beträgt Fr. 7.50. Achtung: Die Lieferung erfolgt nach Reihenfolge des Bestellungseingangs. Sie kann sich bis Ende Dezember 2002 verzögern. Beide Geräte können Sie auch im Fachhandel beziehen, allerdings zu üblichen Konditionen.