Schnäppchen, die keine sind
Im Ausverkauf heisst es aufpassen: Nicht alles, was zum reduzierten Preis angeboten wird, ist wirklich reduziert.
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K-Tipp 02/2010
24.01.2010
Letzte Aktualisierung:
26.01.2010
Sabine Knosala KTipp
Viel günstiger als sonst: Läden vermitteln auf ihren Plakaten und Etiketten immer wieder den Eindruck, die Warenpreise seien im Ausverkauf stark herabgesetzt. Das ist aber nicht immer der Fall. Der K-Tipp hat sich in Basler Warenhäusern von Coop City, Globus, Manor und Migros umgeschaut. Vor Ort gab er sich als Kunde aus und redete mit Verkäuferinnen. Das Ergebnis der Stichprobe: Häufig wird der Kunde durch irreführende Angaben getäuscht.
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Viel günstiger als sonst: Läden vermitteln auf ihren Plakaten und Etiketten immer wieder den Eindruck, die Warenpreise seien im Ausverkauf stark herabgesetzt. Das ist aber nicht immer der Fall. Der K-Tipp hat sich in Basler Warenhäusern von Coop City, Globus, Manor und Migros umgeschaut. Vor Ort gab er sich als Kunde aus und redete mit Verkäuferinnen. Das Ergebnis der Stichprobe: Häufig wird der Kunde durch irreführende Angaben getäuscht.
Beispiel Globus: Auf einem Schild steht «BH statt bisher 59.90 jetzt 39.–». Wer glaubt, der Artikel sei reduziert worden, liegt falsch. Auf der Warenetikette ist zu lesen: «Marktpreis 59.90, unser Preis 39.–». Globus-Sprecher Jürg Welti bestätigt: «Dieser Artikel muss nicht zwingend zum Marktpreis verkauft worden sein.»
Beispiel Coop City: «Preissturz» verheisst ein Schild. Auf der Warenetikette sind ein Kleber mit einem Pfeil nach unten und ein Preis. Einen Rabatt gibts trotzdem nicht: «Das sind Artikel, die bereits zu einem äusserst attraktiven Preis angeboten werden», sagt Esther Gsell von Coop City.
Beispiel Manor: Auf der Etikette steht «Sale» (englisch für Ausverkauf). Diese Artikel gibt es aber bloss während des Ausverkaufs, wie Manor bestätigt. In drei von vier Warenhäusern stiess der K-Tipp auf Artikel, bei denen ein konkreter Verdacht auf irreführende Preisangaben besteht: etwa Handtaschen, Portemonnaies, Trolleys oder Schirme.
So fand der K-Tipp in der Migros Handtaschen, bei denen Vorher- und Nachher-Preis auf dem gleichen Schild aufgedruckt waren – zusammen mit dem Vermerk «Preisabschlag». Die Verkäuferin: «Diese Artikel werden von einer externen Firma speziell für den Ausverkauf geliefert.»
Manor: «Fehler bei der Etikettierung»
Ähnlich bei Coop City: Auch hier gab es Handtaschen mit aufgedrucktem Vorher/Nachher-Preis – diesmal mit dem Vermerk «Action». Das Personal erklärte: «Louvier-Modelle hatten wir schon vorher im Sortiment, der Rest kam speziell für den Ausverkauf.» Nicht anders ist es bei Manor: Laut Verkäuferin trafen diverse Handtaschen neu für den Ausverkauf ein.
Die Warenhäuser bestreiten dies: Bei der Migros hiess es, die Artikel seien in einer anderen Filiale zum vollen Preis angeboten worden. Coop City erklärt, die Handtaschen seien umetikettiert worden. Und Manor beruft sich auf einen Fehler bei der Etikettierung. Nur – warum wusste das Personal nichts davon?
Vorgedruckte Etiketten «können Indiz sein»
Die rechtliche Lage ist klar: «Ein Artikel darf nur zum reduzierten Preis angeboten werden, wenn er zuvor mindestens doppelt so lange zum vollen Preis erhältlich war», sagt Guido Sutter vom Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco). Mit zwei Preisen vorgedruckte Etiketten könnten «ein Indiz sein, dass der höhere Preis gar nie praktiziert worden ist».
Sutter zu den Resultaten der Stichprobe: «Ihre Erkenntnisse kommen unerwartet.» Anfang 2007 habe das Amt alle Warenhäuser auf Missstände hingewiesen und ihnen die Rechtslage erklärt. «Daher sind wir davon ausgegangen, dass sich das Problem entschärft hat.»