Vor einiger Zeit wandte sich eine ganz ausserordentliche Dame an die saldo-Hotline. Sie stand kurz vor der Abreise nach Nepal, wo sie sich einer Gruppe für ein zweiwöchiges Himalaya-Trekking anschliessen wollte. Aus diesem Anlass hatte sie noch ein paar Fragen zu ihrer Reiseversicherung und zum Testament. «Denn», erklärte sie bedeutungsvoll, «mit 83 Jahren auf dem Buckel könnte einem auch mal ein Malheur passieren!»

«Donnerwetter», entglitt es mir, «mit über 80 wagen Sie sich noch aufs Dach der Welt?»

Geschmeichelt durch meine Bewunderung klopfte sie gleich ein paar weitere Trümpfe auf den Tisch: Die wackere Seniorin springt noch vom Sprungbrett und schwimmt wöchentlich ihren halben Kilometer. Sie fährt auch Ski, übt sich in Selbstverteidigung, malt Bilder und schwebte kürzlich sogar mit einem Gleitschirm vom Fronalpstock in die Tiefen. Bei so viel Temperament hätte wohl mancher Teenager seine liebe Mühe, Schritt zu halten.

Von der Dame war offenbar allerhand zu lernen. Und da auch mal ein Berater wie ich einen guten Rat sehr wohl gebrauchen kann, fragte ich sie nach dem Geheimnis ihrer Vitalität. «Geben Sie den Sorgen einen Gingg, und tragen Sie niemandem etwas nach», sagte sie. Dann flüsterte sie verschworen in die Telefonmuschel: «Im Übrigen, lieber Freund, halten Sie sich an den Beaujolais!»

Obwohl ich solch einfachen Rezepturen gegenüber tendenziell eher Vorbehalte habe, hatte der Rat dieser lebenserfahrenen Dame eine nachhaltige Wirkung. Als mich wenig später ein Kellner in einem Restaurant nach meinem Getränkewunsch fragte, antwortete ich jedenfalls, ohne zu überlegen: «Ein Glas Beaujolais, wenn ich bitten darf!»