Eigene Filme schneiden – einfach und gratis
saldo hat vier Gratis-Filmschnittprogramme für PC und Mac getestet. Resultat: Es braucht keine teure Software, um selbstgemachte Videos zu schneiden.
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saldo 09/2012
09.05.2012
Marc Mair-Noack
Wer eine Videokamera kauft, um die Verwandtschaft oder die Ferien zu dokumentieren, kennt das Problem: Die Filme sind langatmig und langweilig. Erst wenn man überflüssige Szenen wegschneidet und die Aufnahmen vertont, entstehen kurzweilige Sequenzen.
Der Nachteil: Schnittsoftware kostet oft mehrere Hundert Franken. Im Internet gibt es jedoch kostenlose Alternativen. saldo hat vier solche Gratis-Schnittprogramme getestet – je zwei für PC und für Mac. Dabei ...
Wer eine Videokamera kauft, um die Verwandtschaft oder die Ferien zu dokumentieren, kennt das Problem: Die Filme sind langatmig und langweilig. Erst wenn man überflüssige Szenen wegschneidet und die Aufnahmen vertont, entstehen kurzweilige Sequenzen.
Der Nachteil: Schnittsoftware kostet oft mehrere Hundert Franken. Im Internet gibt es jedoch kostenlose Alternativen. saldo hat vier solche Gratis-Schnittprogramme getestet – je zwei für PC und für Mac. Dabei zeigte sich: Wer nicht aufwendige, individuell gestaltete Effekte einfügen will, muss für die Filmbearbeitung kein Geld ausgeben. Für den Privatgebrauch reichen die Gratisprogramme.
Das Prinzip der Schnittsoftware ist meist dasselbe: Man lädt die Filmszenen ins Programm. Dort kann man sie mit der Maus zusammenschneiden und die Szenen in die gewünschte Reihenfolge bringen. Anschliessend lassen sich Übergangseffekte wie Überblendungen oder Musik einfügen. Den Film speichert man anschliessend in einer neuen Filmdatei oder brennt ihn auf DVD. Die vier getesteten Gratisprogramme im Überblick:
Videopad (Windows)
Videopad lässt sich herunterladen unter www.freeware.de/download/videopad-videobearbeitungs-software_38167.html, dort per Klick auf den orangen Download-Knopf. Aufgepasst: Die Seite will während der Installation weitere Software installieren. Dies muss man per Klick ablehnen.
Übersichtlichkeit: Gut gestaltete Benutzeroberfläche. Allerdings braucht es eine gewisse Einarbeitungszeit.
Bedienung: Die Bedienung erfolgt über eine benutzerfreundliche Zeitleiste. Auf dieser Leiste kann man Anfangs- und Endpunkte setzen, an denen man schneiden will. Die geschnittenen Szenen lassen sich verschieben oder löschen. Die Software punktet mit mehreren Audiospuren. So lässt sich zum Beispiel der Originalton bildgenau mit Geräuschen und Musikspuren kombinieren.
Gestaltungsmöglichkeit: Spektakuläre Effekte fehlen weitgehend, dafür lässt sich mit wenigen Klicks die Helligkeit oder der Kontrast des Bildes ändern. Ausserdem kann man einfach Titel einfügen. Ein Plus: Mit der «Narrate»-Funktion kann man einen Kommentar zum Film aufnehmen.
Weiterverarbeitung: Der fertige Film lässt sich in viele Filmformate abspeichern oder gleich auf DVD brennen. Aufwendige Menüs auf der DVD fehlen.
Fazit: Wenn man sich etwas eingearbeitet hat, ist die Software sehr bedienungsfreundlich und vielseitig. Dies besonders dank der Zeitleiste. Videopad ist leistungsstärker als Movie Maker.
Movie Maker (Windows)
Der Movie Maker gehörte einst automatisch zum Betriebssystem von Windows. Seit Windows 7 muss man ihn zusammen mit dem Softwarepaket Windows Life Essentials separat installieren über http://windows.microsoft.com/de-DE/windows-live/essentials-home.
Übersichtlichkeit: Gut. Eine verständliche Menüführung macht klar, wo man welche Funktionen wie Schnitt oder visuelle Effekte suchen muss.
Bedienung: Der Filmschnitt funktioniert einfach. Man findet die Funktion im Menü unter «Bearbeiten». Praktisch ist, dass sich die Szenen bildgenau schneiden lassen. Mit der Maus kann man danach die Szenen in die gewünschte Reihenfolge bringen.
Gestaltungsmöglichkeit: Der Film lässt sich problemlos mit Musik unterlegen. Allerdings fehlen weitergehende Einstellungsmöglichkeiten für den Ton. Auch kann man nicht zusätzliche Tonspuren – etwa mit Toneffekten – hinzufügen. Wer will, kann zahlreiche Überblendungen und Bildeffekte einfügen. Praktisch ist, dass man eine Vorschau der Effekte sieht, bevor man sie im Film einsetzt.
Weiterverarbeitung: Der Film lässt sich in verschiedenen Qualitätsstufen abspeichern, um ihn am PC oder anderen Geräten anzusehen, per E-Mail zu verschicken oder auf DVD zu brennen. Allerdings speichert die Software die Filme nur im Microsoft-Dateiformat wmv. Ohne ein passendes Abspielprogramm bleibt der Bildschirm schwarz.
Praktisch: Mit Movie Maker kann man eine DVD samt Kapitel-Menüs herstellen und brennen.
Fazit: Eine gut bedienbare Software für einfachen Schnitt samt Effekten und Musikunterlegung. Anspruchsvolle Bearbeitung ist nicht möglich. Dafür punktet das Programm mit der Möglichkeit, eine DVD herzustellen.
iMovie (Mac)
Das Programm gehört meistens zur Grundausstattung von Mac-Computern. Ansonsten muss man es mit dem Softwarepaket iLife kaufen. Der Preis beträgt zirka 15 Franken.
Übersichtlichkeit: Aufgeräumte Benutzeroberfläche. Nachteil: Die Einstellungsmöglichkeiten sind hinter den wenigen Symbolen und in Untermenüs versteckt.
Bedienung: Die Hilfefunktion ist schlecht. Doch dank guter Schulungsvideos auf Youtube lernt man rasch, iMovie zu bedienen. Nach wenigen Minuten gelingt der Schnitt einfach und intuitiv.
Gestaltungsmöglichkeit: Mit der Maus lassen sich Filme problemlos mit Musik unterlegen. Ebenso einfach kann man einen Kommentar, Titel oder Überblendungen zwischen zwei Szenen einfügen. Weiterführende Gestaltungsmöglichkeiten fehlen. Minuspunkt: Es stehen nicht mehrere Tonspuren zu Verfügung.
Weiterverarbeitung: Das Projekt kann man nach der Bearbeitung in eine Filmdatei im m4v-Format speichern. Gleich wie bei Windows Movie Maker gilt: Wer kein passendes Programm hat, kann den Film nicht anschauen. Um aus der m4v-Filmdatei eine DVD zu gestalten, braucht man zusätzliche Software wie iDVD von Apple. Praktisch ist, dass man direkt aus iMovie den Film auf Facebook oder Youtube hochladen kann.
Fazit: iMovie reicht für einen einfachen Filmschnitt mit Musikunterlegung. Wer auf weitergehende Bild- und Tonbearbeitungen nicht verzichten will, muss sich nach kostenpflichtigen Programmen wie Final Cut oder Adobe Premiere umsehen.
SimpleMovieX (Mac)
Ein sehr schlichtes Programm zum Herausschneiden unerwünschter Szenen. Zu beziehen unter http://simplemoviex.com.
Übersichtlichkeit: Die Möglichkeiten des Programms sind begrenzt, daher sind auch nur wenige Tasten sichtbar. Das Arbeitsfenster wirkt übersichtlich.
Bedienung: Das Anwählen der Szenen, die man herausschneiden will, ist gewöhnungsbedürftig und braucht Fingerspitzengefühl. Drückt man auf den «Werkzeug»-Knopf, erscheinen nützliche Extras wie eine Kapitelherstellung sowie eine Übersicht über die Tastenfunktionen.
Gestaltungsmöglichkeit: Keine, ausser dem Szenenschnitt und der Herstellung von Kapiteln im Film.
Weiterverarbeitung: Der Film lässt sich nach dem Schnitt in verschiedene Formate abspeichern, um sie am Computer oder auf iPhones und anderen Geräten abzuspielen.
Fazit: Das Programm kann wenig. Und dies nur mässig benutzerfreundlich. Selbst für wenige Schnitte lohnt es sich für Mac-Nutzer, sich mit dem einfacher zu bedienenden iMovie vertraut zu machen.