Die ehemaligen Rüstungsbetriebe der Eidgenossenschaft nennen sich heute Ruag Holding AG. Sie gehört zu 100 Prozent dem Bund. Neben Armeen und Behörden beliefert die Ruag auch Jäger und Waffensportler. 

Die Ruag kaufte Anfang Jahr einen Zwischenhändler: die Glaser Handels AG in Winterthur. Sie bedient Fachhändler in der ganzen Schweiz mit Ruag-Muni­tion und Jägerutensilien. Zum Sortiment gehören aber auch Batterien, Velolampen oder Mückensprays.

Die Glaser Handels AG betreibt einen Internetshop mit rund 4000 Artikeln. Die Ware muss beim Fachhändler abgeholt werden. Die Preise sind ­gesalzen, wie eine Stichprobe zeigt. Im Vergleich zu andern Händlern zahlen Kunden teilweise mehr als das Doppelte: 

  • Die Velolampe Fenix BC30 kostet bei der Ruag 151 Franken. Im Internet-shop des Schweizer Importeurs, der Otto Klein SA Genf, zahlen Kunden nur 115 Franken.  
  • Vier 1,5-V-Lithium-Batterien von Energizer verkauft die Ruag für 22 Franken. Bei der Migros kosten sie Fr. 14.90. 
  • Im Vergleich zum Ausland sind die Unterschiede noch grösser: Den Pfefferspray Sabre Red verkauft die Ruag für 23 Franken. Das sind 214 Prozent mehr als im Internetshop Frankonia.de. Dort kostet der Spray Fr. 7.35 .
  • Für das Messer Amigo Olive von Puma verlangt die Ruag 88 Franken – 99 Prozent mehr als der Internetshop von Pumaknives.de
  • Der Mückenspray «Stich­fest» von Ballistol kostet bei der Ruag 8 Franken – 35 Prozent mehr als im Ballistol-shop.de

Die Ruag-Tochter sagt, sie hätte andere Kostenstrukturen als Grossverteiler oder Internethändler. Der Pfefferspray sei so teuer, weil Schweizer Händler einen Kurs absolvieren müssten, um ihn verkaufen zu dürfen.  

Fitnesskur für eine Privatisierung

Doch weshalb verkauft ein Staatsbetrieb überhaupt Velolampen und Mückensprays? Die Ruag sagt, es sei ihre Strategie, das Jagd- und Sportgeschäft durch einen Grosshandel in Eu­ropa auszubauen. Sprich: Der Staatsbetrieb richtet sich stärker auf Privat­kunden aus. Dazu passt, dass der Bund zurzeit prüft, einen Teil der Aktien zu verkaufen. Das berichtete die «NZZ am Sonntag» Ende Mai.